Der Bücherblog

Jonathan Byron: Jonathan Byron’s Bildungs-Navigator für unordentliche Leser

Jonathan Byron's Bildungs-Navigator für unordentliche LeserDie sogenannte „klassische Allgemeinbildung“ wird meist recht dröge in Lehr- und Geschichtsbüchern vermittelt, die für den Leser eine echte Qual sind – gerade wenn er eigentlich nur mal so einen kleinen Überblick bekommen will. Abhilfe schafft dieses Prachtexemplar von einem Buch. Der Bildungsnavigator ist wie ein Stadtführer durch die virtuelle Stadt Piazza Europa aufgebaut. Man kann diesen Stadtführer an beliebiger Stelle aufschlagen und schauen in welchem Stadtviertel und in welcher Straße man gelandet ist.

In jedem Viertel wird ein anderer Teil der europäischen Geschichte behandelt, in jeder Straße findet man einen abgeschlossenen Text über einen Aspekt der jeweiligen Epoche. So beginnt das Buch mit der antiken Stadt, in der die Geschichte des antiken Griechenlands Thema ist. In diesem Viertel gibt es eine Götterstraße in der man über die olympische Götterfamilie lesen kann, einen Troja-Platz zu Homers sagenhaftem Kriegsbericht und einen Alexanderweg, auf dem man den Weg Griechenlands zu antiken Weltmacht verfolgen kann.

Ebenso gibt es ein römisches, ein französisches und ein englisches Stadtviertel, ein mittelalterliches Viertel das vor allem die deutsche Geschichte erzählt und ein Stadtzentrum mit Schlüsselereignissen wie der Erfindung des Buchdrucks und dem 30-jährigen Krieg.

Dabei stehen nicht Zahlen und Daten im Vordergrund, davon gibt es so wenig wie möglich. Statt dessen sind die Texte locker geschrieben und jedes Thema so kurz angerissen, dass man einen Überblick bekommen kann ohne sich groß anzustrengen. Die Aufmachung ist ebenfalls wirklich schön und mit vielen Illustrationen bespickt.

Alles in allem ist der Bildungsnavigator für unordentliche Leser ein empfehlenswertes Buch das sich nicht nur im Bücherregal gut macht, sondern das man tatsächlich auch in die Hand nehmen und in dem man drauf los blättern kann, ohne das Gefühl zu haben sich durch trockene Bildungslektüre zu quälen. Für ein gebundenes, reich illustriertes Buch ist es im Handel für vergleichsweise wenig Geld zu haben, ca. 10-12€ kostet das gute Stück.

Der Autor ist auch Herausgeber und Mitautor der Reihe Die Welt in 60 Minuten, die in jedem Band ein Thema der Allgemeinbildung ähnlich wie der Bildungsnavigator kurz und unterhaltsam anreißt.

Elke Heidenreich/Quint Buchholz: Nero Corleone

Nero Corleone von Elke Heidenreich mit Bildern von Quint Buchholz ist eine wunderschöne Geschichte von einem despotischen, Ehrfurcht einflößenden kleinen schwarzen Kater mit einer weißen Tatze. Er wohnt auf einem italienischen Hof und hat sein Revier fest im Griff.

Eines Tages wickelt er mit seinem „Charme“ ein deutsches Ehepaar um seine Tatze und sie nehmen ihn und seine schielende Freundin Rosa mit nach Köln, wo ganz neue Abenteuer auf Nero warten.

Nero Corleone ist im Carl Hanser Verlag erschienen.

John Irving: Owen Meany

Dieser Roman erzählt von einer Jugend an der amerikanischen Ostküste der fünfziger und sechziger Jahre und von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Gleichzeitig setzt er sich kritisch mit dem Vietnamkrieg und der damaligen amerikanischen Außenpolitik auseinander und hat durch die Parallelen im Irak und in Afganistan in den letzten Jahren ungewollt neue Aktualität gewonnen. Ein drittes großes Thema ist Glaube und Religion, sowohl die kirchlichen Institutionen als auch der persönliche Glaube als tiefe innere Überzeugung.
Der Erzähler John Wheelwright wächst in der Stadt Gravesend auf (welch bezeichnender Name). Sein bester Freund wird Owen Meany, der in jeder nur erdenklichen Form heraussticht, kleinwüchsig, nie in den Stimmbruch gekommen und mit der schrillen Stimme eines Kindes ausgestattet. Owen hat zwar schon früh ein gespaltenes Verhältnis zu kirchlichen Institutionen, dafür aber umso tiefere innere Überzeugungen.
Als er zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben beim Baseball einen vernünftigen, kräftigen Schlag zustande bringt, tötet der Ball Johns Mutter, Owen ist sich sicher an dem Tag Gottes Werkzeug gewesen zu sein. Später hat er Träume, die er als Visionen ansieht. In diesen Träumen sieht er seinen Tod voraus und ist überzeugt, dass es genauso kommen wird wie er es träumt. Er arbeitet regelrecht darauf hin am richtigen Tag am richtigen Ort zu sein, in Vietnam. Dort glaubt er wird er wie in seinem Traum Kinder vor einer Bombe retten.
John erzählt diese Geschichte in Rückblicken aus seiner neuen Heimat Kanada, die doch nie seine wirkliche Heimat geworden ist. Immer wieder regt er sich über die anmaßende, verlogene Politik der USA auf, schwört sich endlich keine Tageszeitungen von dort mehr zu kaufen um sich endlich darauf konzentrieren zu können echter Kanadier zu werden. Aber er kann nicht anders als immer wieder zurück zu blicken.
Was ihn aufrecht hält ist der Glaube den er früher nie so recht hatte und den ihm erst Owen Meany mit seinem Tod gegeben hat.

John Irving ist einer der großen amerikanischen Erzähler und hat mit Owen Meany einen vielschichtigen, aber noch gut lesbaren Roman verfasst. Er hält darin der amerikanischen Gesellschaft wohl mehr als einen Spiegel vor Augen und übt durch seinen Hauptcharakter herbe Kritik an der Außenpolitik der USA und den Kriegsansprachen ihrer Präsidenten. So viel scheint sich seit dem nicht geändert zu haben und so kommen dem Leser viele Passagen aus neuerer Zeit bekannt vor. Schon daran sieht man, dass Irving hier wichtige und bleibende Themen anspricht, die er in einem genau beobachtenden Roman verarbeitet.

Zitate übers Lesen

Diesmal gibts keine Buchbesprechung sondern eine Zitatesammlung. Wir haben mal die besten, schönsten, für uns zutreffendsten Zitate über Bücher und das lesen zusammengestellt, die wir so gefunden haben.

Bücher

Wer Bücher schenkt schenkt Wertpapier. Erich Kästner (1899 – 1974, Schriftsteller)

Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele. Marcus Tullius Cicero (106 v.u.Z. – 43, römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph

Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht mehr zurück. Theodor Fontane (1819 – 1898, Schriftsteller)

Einer der Hauptnachteile mancher Bücher ist die zu große Entfernung zwischen Titel- und Rückseite. Robert Lembke (1913 – 1989, Journalist und Fernsehmoderator)

Ein Buch das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muß es besitzen. Friedrich Nietzsche (1844 – 1900, Philosoph und Dichter)

Nicht diejenigen haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in ihren Schränken aufheben, sondern sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken. Erasmus von Rotterdam (1465(?) – 1536, Theologe und Philosoph)

Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein. Friedrich der Große(1712 – 1786, preußischer König

Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens einen guten Grund dafür. Gabriel Laub (1928-1998, Journalist und Satiriker)

Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken. Hermann Hesse (1877 – 1962, Schriftsteller)

Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn. Erasmus von Rotterdam (1465(?) – 1536, Theologe und Philosoph)

Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten. Marie von Ebner-Eschenbach (1830 – 1916, Schriftstellerin)

Nicht jedes Buch ist seinem Klappentext gewachsen. Peter Schifferli (1921 – 1980, Verleger)

Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen. Hans Derendinger

Wenn du nicht all deine Bücher lesen kannst, dann nehme sie wenigstens zur Hand, streichle ein wenig über sie, schau’ etwas hinein, lasse sie irgendwo auffallen und lese die ersten Sätze, auf die dein Auge fällt, stelle sie selbst aufs Bord zurück, ordne sie nach deinen Vorstellungen so, daß du wenigstens weißt, wo sie sind. Lass’ sie deine Freunde sein; lasse sie auf alle Fälle deine Bekannten sein. Winston Churchill(1874 – 1965, englischer Politiker)

Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken. Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799, Mathematiker und Schriftsteller)

Lesen

Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. William Somerset Maugham (1874 – 1965, Schriftsteller und Geheimagent)

Ich habe einmal einen Kurs in Schnell-Lesen gemacht und Krieg und Frieden in zwanzig Minuten gelesen. Es spielt in Russland. Woody Allen (1935 – , Komiker, Regisseur, Schauspieler, Autor und Musiker)

… gut lesen, das heißt langsam, tief, rück- und vorsichtig, mit Hintergedanken, mit offen gelassenen Türen, mit zarten Fingern und Augen lesen … Friedrich Nietzsche (1844 – 1900, Philosoph und Dichter)

Das Vielsinnige des Lesens: Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat. Elias Canetti (1905-1994, Schriftsteller)

Von Kindheit an war ich ein Freund des Lesens, und das bisschen Geld, das mir in die Hände kam, wurde für gute Bücher ausgegeben. Benjamin Franklin (1706 – 1790, Drucker, Verleger, Naturwissenschaftler, Schriftsteller und Staatsmann)

Lesen heißt durch fremde Hand träumen. Fernando Pessoa (1888 – 1935, Schriftsteller)

Gilbert Adair: Mord auf ffolkes Manor

Es geschieht ein geheimnisvoller Mord im eingeschneiten Herrenhaus ffolkes Manor im schottischen Dartmoor. Der Besitzer Colonel Roger ffolkes hat zu Weihnachten Gäste geladen und einer davon, Raymond Gentry kommt blutig ums Leben – in einem von innen verschlossenen Raum ohne Einbruchspuren! Außer dem Colonel, Ehefrau Mary und Tochter Selina sind mehrere Hausangestellte im Herrenhaus, sowie die übrigen Gäste: Schauspielerin Cora Rutherford, Selinas Freund Donald Duckworth, Doktor Henry Rolfe und Madge Rolfe, Vikar Wattis und seine Frau Cynthia und zu guter letzt Evadne Mount, eine Schriftstellerin, die noch eine ganz entscheidene Rolle einnimmt. Eine dieser Personen muss der Mörder sein und der Colonel kommt auf die Idee seinen Nachbarn Chefinspektor Trubshawe, früher bei Scotland Yard tätig und jetzt in Rente, dazu zu holen um ihn zu entlarven.

Mord auf ffolkes Manor ist ein Kriminalroman im Stil von Agatha Christie, der aber zugleich auch eine Parodie ist, gespickt mit dem herrlichen britischen Humor. Die Schriftstelllerin Evadne Mount löst mit detektivischem Spürsinn diesen Fall und geht dieser Passion noch in zwei weiteren Romanen nach.

Die Bücher sind im Heyne Verlag erschienen.