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Archiv für die Kategorie 'Schauspiel'

Patrick Süskind: Der Kontrabaß

Der Kontrabass bildet das Fundament des Orchesters und geht doch im Gesamtklang unter. Der Bassist ist der unauffällige und unscheinbare Hinterbänkler der nie durch Soli glänzen kann. Ein solches Solo ist dieses Buch, eigentlich ein Theaterstück für genau einen Schauspieler. Es ist genial geschrieben und einfach lustig, wenn der Kontrabassspieler über die Hassliebe zu seinem Instrument schwadroniert, die Probleme des Hinterbänklers schildert der in die Topsopranistin verschossen ist und dabei zwischendurch die passenden Platten auflegt.

Allerdings wird dieser Witz wohl für Leser ohne ausreichendes Wissen über klassische Musik nicht nachvollziehbar sein. Es ist für dieses Buch/Theaterstück auf jeden Fall hilfreich sich in diesem Bereich etwas auszukennen, vielleicht sogar selbst ein Instrument zu spielen. Ansonsten bekommt man zwar recht schnell die Strukturen und die Rolle des Bassisten im Orchester mit (und versteht damit die Grundidee der Handlung), aber die Musikbeispiele muss man wenigstens zum Teil kennen und er erklärt sie auch in Musikfachsprache und daher nicht für jeden verständlich.

Johann Wolfgang von Goethe: Faust

Ein hochgebildeter Doktor in allen Studiengängen der sich immer noch für dumm und unwissend hält, ein teuflischer Dämon in Pudelgestalt und ein Pakt zwischen den beiden von dem sich der Gelehrte endlich die große Erkenntnis erhofft. Was hier klingt wie der Beginn eines kuriosen Fantasyromans ist das Thema des wohl wichtigsten und bekanntesten Werkes der deutschen Literatur. Kaum einer hats gelesen und doch kennt jeder (Vorsicht: Übertreibung) annähernd die Hälfte des Textes als Zitate und „geflügelte Worte“. Aber der Reihe nach:

Doktor Faust hat so ziemlich alles studiert was man studieren kann, von Jura bis zur Medizin. Trotzdem ist er unzufrieden weil er trotz aller Studiererei immer noch nicht das tiefste Wesen der Dinge erkannt hat und das „was die Welt im innersten zusammen hält“, daher hat er sich zuletzt der Magie zugewandt. Er sucht nach einer Art Weltformel wie auch heutige Wissenschaftler wie Stephan Hawking. Bei einem Spaziergang läuft ihm ein Pudel zu der ihm bis nach hause folgt, dort verwandelt sich der Hund in den Teufel Mephistopheles. Er schlägt Faust einen Pakt vor, verspricht ihm zu dienen, allerdings muss Faust widerrum dem Teufel dienen wenn die Zeit gekommen ist.

Im Gefolge dieses Dämons verlässt Faust nun die Studierzimmer die ihm nichts mehr zu bieten haben und stürzt sich in ein Leben voll Lust und Leidenschaft, besucht mit Mephisto Kneipen in denen der Teufel Wein und Feuer aus den Tischplatten regnen lässt, sie reisen zum Brocken in der Walpurgisnacht wo Faust mit Hexen und mit Lilith, der verstoßenen dämonischen ersten Frau Adams tanzt. Und nicht zuletzt verführt Faust mit Mephistos Hilfe die brave Margarete die er damit aus ungebändigter Liebe in Schande stürzt. Im Finale tötet Faust einen Nachtwächter der sich als Margaretes Bruder herausstellt, versucht mit Mephistos Hilfe Grete aus dem Gefängnis zu befreien, sie wird aber von einer anderen Macht vor Mephistos Einfluss gerettet und Faust muss ohne sie dem Teufel folgen.

Eine interessante Story eigentlich, allerdings für uns heute nicht ganz so leicht zu lesen da sie als Theaterstück und komplett gereimt geschrieben ist.Wer davor nicht zurück schreckt sollte sich einfach mal dran versuchen. Vor allem von den ersten beiden Szenen sollte man sich nicht entmutigen lassen, man kann sie auch erst mal überspringen da sie mit der Geschichte nicht direkt was zu tun haben. Man kann also gleich mit dem „Prolog im Himmel“ beginnen in dem der Teufel mit Gott wettet, dass er es schafft den Faust auf seine Seite zu ziehen.

Wer war Doktor Faust?

Erst mal vorweg: Faust hat tatsächlich gelebt, man weiß nicht viel über ihn und das dann meist auch nicht so genau.  Vor allem Jahr und Ort seiner Geburt sind umstritten, am wahrscheinlichsten ist aber wohl dass er 1466 in Helmstadt bei Heidelberg als Georg Faust geboren wurde und an der Universität Heidelberg von 1483 bis 1487 studiert hat.

Nach dem Studium wanderte er als Johann Faust umher und verdiente sein Geld wohl als Arzt, Alchemist, Wahrsager, Doktor der Philosophie und vieles mehr. Als Arzt erntete er durchaus auch Lob für seine Fähigkeiten, aber oft wurde er nur als Hochstapler und Scharlatan angesehen. Vor allem die Kirche hatte er zum Feind, die ihn der Gotteslästerung beschuldigte und einen Pakt mit dem Teufel vermutete. Für viele anerkannte Ärzte und Gelehrte war er vor allem unliebsame Konkurrenz.

Die wissenschaftliche Arbeit die ihn mit der Kirche aneinander geraten ließ soll ihm schließlich den Tod gebracht haben: Laut der Überlieferung hat sich im Jahr 1540/1541 bei alchemistischen Experimenten zu Herstellung von Gold Doktor Johann Faust im „Hotel zum Löwen“ in Staufen in die Luft gejagt. Sein Körper war durch die Explosion so deformiert dass schnell das Gerücht entstand dass sich der Teufel bei seinem Tod seine Seele geholt hat.

Faust in Literatur und Theater

Schon recht früh nach seinem spektakulären Tod wurden die ersten Schriften über Doktor Faust verfasst, er kam darin nicht gut weg, wurde als Scharlatan und Schwarzmagier beschrieben. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen mit der Religion gebrochen und sich selbst über Gott und den Glauben gestellt zu haben. Auch ins früher sehr beliebte Puppenspiel und auf Wanderbühnen wurde Faust übernommen, er trat dort meist als eine Art Narr und Bösewicht auf.

In der ernsteren Literatur wurde er später viel positiver dargestellt, auch bei Goethe verbündet er sich zwar mit dem Teufel aber aus verständlichen und nicht verwerflichen Gründen. Sein Zwiespalt zwischen Glaube, Sitte und Anstand und dem Wunsch nach Wissen und Erkenntnis wird zum Hauptthema und er selbst zum Opfer der Verführungen des Teufels.