Der Bücherblog

Archiv für die Kategorie 'Krimi'

Simon Urban: Plan D

Stell Dir vor, die BRD und die DDR wären nie wiedervereinigt und die Mauer wäre nie eingerissen worden, die Menschen hier und dort müssten weiter mit der Trennung leben. Ganz im Gegenteil, die DDR wäre mit frischem Geld wiederbelebt worden und würde nun um Einwanderer buhlen, die am Kapitalismus gescheitert sind. Oskar Lafontaine ist Kanzler der BRD, Otto Schily und Gregor Gysi haben einflussreiche Posten in der wiederbelebten DDR, Angela Merkel hat nie geheiratet, heißt Kasner und ist Physik Nobelpreisträgerin. Sahra Wagenknecht ist eine beliebte Schauspielerin des Ostens und der Trabbi heißt jetzt Phobos und wird mit Rapsöl angetrieben.

Plot der Geschichte ist der Mord an einem ehemaligen Mitarbeiter von Egon Krenz, der ganz nach einem Auftragsmord der Stasi aussieht.
Das alles hört sich erst mal sehr interessant wenn auch beängstigend an, aus diesem Grundgedanken heraus hätte man eine ganz hervorragende Geschichte schreiben können. Leider geht es im Wesentlichen nicht darum, sondern eher um die Umstände unter denen der Hauptdarsteller der Geschichte, Hauptmann der Vopo Alfons Wegener, seine Lebensgefährtin verloren hat und dass das alles ja so schrecklich ist und er ihr über nahezu 551 Seiten hinweg nachtrauert. Mich nervt das total, weil ich es einfach so schade finde dass der Autor es nicht schafft, den Leser mit der genialen Grundidee zu fesseln.

Die Wiederbelebung der DDR hat nicht funktioniert, das macht der Autor auch mit der harten und ernüchternden Sprachwahl klar.

Plan D ist bei Schöffling & Co erschienen.

Alan Bradley: Flavia de Luce Mord im Gurkenbeet

Es geschieht ein Mord auf Buckshaw, dem Anwesen der Familie de Luce. Ein Toter liegt im Gurkenbeet, mit dem Mann hat sich Colonel de Luce ein paar Stunden zuvor heftig gestritten. Diesen Streit habe Flavia de Luce und der Hausangestellte Dogger mitbekommen. Alles spricht dafür, dass der Colonel der Mörder ist und kurz danach wird er auch wegen dringendem Tatverdacht festgenommen. Flavia, die elfjährige und jüngste Tochter beginnt mit ihren eigenen Ermittlungen. Ihrem Weg säumen Zauberer, schwarze und orange Briefmarken und allerlei sonstige ungewöhnliche Ereignisse, die sie alsbald selbst in Lebensgefahr bringen.

Flavia ist elf Jahre alt, total altklug und neugierig und sehr, sehr fies zu ihren älteren Schwestern Daffy und Feely. Ihr liebstes Hobby ist die Chemie, die sie in ihrem eigenen Labor zelebriert – im Klartext: sie ist eine kleine Giftmischerin. Ihre Schwestern müssen immer als nichtsahnende Versuchskaninchen für diverse giftige (aber einigermaßen ungefährliche) Cremes oder Lippenstifte herhalten. Außerdem ist sie eine begnadete Hobbydetektivin, was sie hier vortrefflich unter Beweis stellt. Sie erinnert in meiner Phantasie äußerlich ein bisschen an Wednesday Addams, was aber wohl an dem Coverbild liegt.

Ich mag den Charakter der Flavia sehr, obwohl mir normalerweise so altkluge Kinder auf den Wecker gehen, zum Beispiel in den Büchern Die Karte meiner Träume oder in Extrem laut und unglaublich nah. Ich denke das liegt daran, dass ich in Flavia trotz aller Gescheitheit immer noch das Kind erkennen kann.

Die Geschichten mit Flavia sind als Serie angelegt. Der zweite Teil Mord ist kein Kinderspiel ist schon veröffentlicht und wird meine nächste Lektüre sein. Der dritte Teil Halunken, Tod und Teufel erscheint im Oktober.

Mord im Gurkenbeet ist im Penhaligon Verlag erschienen.

Gilbert Adair: Mord auf ffolkes Manor

Es geschieht ein geheimnisvoller Mord im eingeschneiten Herrenhaus ffolkes Manor im schottischen Dartmoor. Der Besitzer Colonel Roger ffolkes hat zu Weihnachten Gäste geladen und einer davon, Raymond Gentry kommt blutig ums Leben – in einem von innen verschlossenen Raum ohne Einbruchspuren! Außer dem Colonel, Ehefrau Mary und Tochter Selina sind mehrere Hausangestellte im Herrenhaus, sowie die übrigen Gäste: Schauspielerin Cora Rutherford, Selinas Freund Donald Duckworth, Doktor Henry Rolfe und Madge Rolfe, Vikar Wattis und seine Frau Cynthia und zu guter letzt Evadne Mount, eine Schriftstellerin, die noch eine ganz entscheidene Rolle einnimmt. Eine dieser Personen muss der Mörder sein und der Colonel kommt auf die Idee seinen Nachbarn Chefinspektor Trubshawe, früher bei Scotland Yard tätig und jetzt in Rente, dazu zu holen um ihn zu entlarven.

Mord auf ffolkes Manor ist ein Kriminalroman im Stil von Agatha Christie, der aber zugleich auch eine Parodie ist, gespickt mit dem herrlichen britischen Humor. Die Schriftstelllerin Evadne Mount löst mit detektivischem Spürsinn diesen Fall und geht dieser Passion noch in zwei weiteren Romanen nach.

Die Bücher sind im Heyne Verlag erschienen.

Martin Suter: Allmen und die Libellen

Der Protagonist Hans Fritz von Allmen alias Johann Friedrich von Allmen alias John Allmen ist ein Lebemann und Feingeist wie er im Buche steht. Sein Vater hat ihm ein Millionenerbe vermacht, das er beinahe komplett auf den Kopf gehauen hat. Bescheidenheit ist für ihn ein Fremdwort und finanziell brenzlig wird es erst, wenn man kein Geld mehr für ein Abonnement von Opernkarten hat. Das Anwesen seines Vaters musste er wie so viele andere Kostbarkeiten veräußern, aus diesem Grund lebt er auch im Gärtnerhaus des Anwesens mit lebenslangem Wohnrecht. Allmen genießt sein Leben in vollen Zügen, obwohl er es sich eigentlich gar nicht erlauben kann.

Carlos aus Guatemala war sein Diener als er es sich noch leisten konnte und ist ihm auch treuergeben als er es nicht mehr kann. Eines Tages lernt er die heißblütige Joëlle Hirt kennen mit der er in der Seevilla ihres Vaters eine wilde Nacht verbringt. Am nächsten Morgen bereut er die Nacht, aber er entdeckt in der Villa kostbare Glasschalen – Libellen genannt – die sein Interesse wecken. Kurzerhand stiehlt er eine der Glasschalen und verkauft sie einem ihm bekannten Antiquitätenhändler. Hier nimmt die Geschichte ihren Lauf: Allmens Leben gerät in Gefahr, wird auf sonderbare Weise gerettet und er entwickelt eine grandiose Idee wie er zu einem regelmäßigen Einkommen kommen kann ohne übermäßige Anstrengungen.

Ich habe mich sofort in den Charakter John Allmen verliebt, er ist so charmant und ein Mann der alten Schule. Martin Suter beschreibt Allmen so toll, dass ich ihn ganz klar vor meinem geistigen Auge sehen konnte. Das betrifft auch die Geschichte im ganzen, beim Lesen habe ich richtige Fernsehbilder gesehen. Der Charakter Allmen ist als Fortsetzungsroman angelegt und ich bin schon sehr gespannt, was uns Martin Suter in der nächsten Geschichte erzählt.

Allmen und die Libellen von Martin Suter ist im Diogenes Verlag erschienen.

Silvia Kaffke: Das dunkle Netz der Lügen

Die Geschichte von Lina und Robert geht also weiter. Gott sei Dank, denn ich hatte am Ende des ersten Buchs Das rote Licht des Mondes das Gefühl, dass man noch soviel erzählen kann – und das hat Silvia Kaffke hier auf wundervolle Weise gemacht. Die Geschichte ist wieder sehr detailverliebt was ich toll finde, genau diese Kleinigkeiten machen das Buch so besonders und sorgen dafür, dass eine ganz besondere Stimmung entsteht.

Lina hat sich mittlerweile mit ihrer Näherei etabliert und es ist für die Ruhrorter keine Schande mehr, bei ihr nähen zu lassen. Mittlerweile näht sie nicht nur nach, sondern sie entwirft auch eigene Kreationen. Die allgemeine Wirtschaftskrise die Deutschland in Atem hält trifft auch Lina und sie muss mit Einbußen zurecht kommen. Ihre Ehe mit Robert ist harmonisch und so gar nicht typisch für die damalige Zeit. Über die schrecklichen Vorfälle die Ruhrort erschüttert haben wird nicht geredet, es ist ein stilles Abkommen getroffen worden. Es könnte für Robert und Lina alles gut werden doch dann erschüttert erneut ein Mord die Ruhrorter Gesellschaft. Hat die Verbrecherbande die Ruhrort in Angst und Schrecken versetzt etwas mit dem Mord zu tun? Dies sind Fragen die ihr euch selbst mit der Lektüre beantworten müsst.

Ich bin sehr gespannt ob Silvia Kaffke der Meinung ist, die Geschichte von Lina und Robert noch weiter erzählen zu können.

Am 18. November war ich im evangelischen Gemeindehaus in Walsum zur einer Lesung von Silvia Kaffke, es war sehr spannend Auszüge aus dem Buch aus dem Mund der Autorin zu hören. Die Lesung wurde von dem Buchladen Lesenswert in Walsum veranstaltet.

Das dunkle Netz der Lügen ist im Wunderlich Verlag erschienen