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Archiv für die Kategorie 'Abenteuer'

Jules Verne: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ist ein Abenteuerroman wie ich ihn mir immer vorgestellt habe. Wir haben hier drei Hauptcharaktere: den berühmten Geologen und Mineralogen Otto Lidenbrock, seinen Neffen Axel und den Eiderentenjäger Hans Bjelke. Axel ist der Ich-Erzähler in dieser Geschichte.

Otto Lidenbrock ist mit Verlaub gesagt etwas wahnsinnig. Der Professor hat ein Manuskript von Snorri Sturluson erworben, in diesem Manuskript entdeckt er eine verschlüsselte Nachricht mit der er aber erstmal nichts anfangen kann. Kurzerhand beschließt er Martha (die Küchenhilfe),Axel und sich selber solange im Haus einzuschließen, bis sie die Nachricht entschlüsselt haben – Axel schafft es schließlich. Sie besagt, dass es die Möglichkeit gibt zum Mittelpunkt der Erde zu reisen. Professor Lidenbrock lässt sich nicht lange bitten und macht sich sofort von Hamburg per Schiff auf den Weg nach Island. Er zwingt seinen sehr ängstlichen Neffen Axel ihn zu begleiten. Den schweigsamen Hans engagiert er als ortskundigen Begleiter, der rettet den beiden mehr als einmal das Leben. Der erloschene Vulkan Snaeffelsjökull soll der Zugang zum Mittelpunkt der Erde sein und hier nimmt das Abenteuer seinen Lauf.

Jules Verne ist am 8 Februar 1828 in Nantes geboren und am 24 März 1905 in Amiens gestorben. Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ist erstmalig 1864 erschienen unter dem Originaltitel Voyage au Centre de la terre, die deutsche Übersetzung erschien dann 1873.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und bin gut unterhalten worden, wenn man Klassiker lesen möchte ist Die Reise zum Mittelpunkt der Erde ein guter Einstieg. Beim Lesen der Lektüre hat man das Gefühl,  man könnte tatsächlich zum Mittelpunkt der Erde reisen, so plausibel ist alles erzählt.

Neil Gaiman: Niemalsland

Was, wenn es außer dem London dass wir kennen noch ein anderes gäbe? Ein Unterlondon in verlassenen U-Bahnhöfen und Geisterzügen, Katakomben und Kanälen in dem die seltsamsten Gestalten hausen? In diesem Buch gerät der junge Geschäftsmann Richard Mayhew höchst unfreiwillig in diese bizarre Welt nachdem er einem verletzten Mädchen auf der Straße hilft. Und als er in sein altes Leben zurückkehren will stellt er fest, dass er dort nicht mehr zu existieren scheint, also stolpert er erst mal reichlich unbeholfen durch das fremde und gefährliche Unterlondon. Begleitet wird er dabei von der jungen Door, deren Familie kurz vorher von zwei skurrilen Auftragskillern ermordet wurde sowie dem Marquis de Carabas der scheinbar mit jeder Art von „Gefallen“ handelt.

Die Idee dieses Buches finde ich faszinierend und die Umsetzung ist wirklich gut, ich habs gerne gelesen und kann es nur empfehlen. Wenn dem einen oder anderen einiges davon bekannt vorkommt hat er vielleicht mal Bücher von Christoph Marzi gelesen. Der hat einige Bände geschrieben die auf der gleichen Grundidee der Stadt unter der Stadt aufbauen und das erste davon, Lycidas, hat auch viele inhaltliche Parallelen mit Niemalsland. Darüber werde ich noch schreiben.

Niemalsland ist im Rahmen einer Fernsehproduktion der BBC entstanden, Neil Gaiman hat die Geschichte mit dem Fernsehteam für eine Serie entwickelt die auf Englisch unter dem Titel Neverwhere erhältlich ist. Der Autor hat das ganze dann zusätzlich noch als Roman herausgebracht.

Gordon Dahlquist: Die Glasbücher der Traumfresser

Dies ist ein Buch über eine Verschwörung die den Machthunger und die erotischen Phantasien der Menschen ausnutzt um sie gefügig zu machen. Eine Gruppe sehr unterschiedlicher Personen schaffen es durch ein alchemistisches Verfahren Erinnerungen von Menschen in Karten und ganze Bücher aus seltsamem blauem Glas zu bannen. Wenn man in dieses Glas schaut kann man diese Erinnerungen dann hautnah miterleben, sie ist für den Betroffenen aber verloren. Die Menschen die nach dem Verfahren behandelt werden verändern sich dabei, sie werden ganz den Verschwörern untertan und unterwerfen sich ihrem Willen.

Die Ziele die dabei verfolgt werden bleiben lange undurchsichtig, zumal die einzelnen Verschwörer neben den gemeinsamen Zielen auch eigene verfolgen. Dadurch kommen sie sich nach und nach immer mehr in die Quere, vor allem als sie durch drei Störenfriede aufgescheucht werden.

Diese Störenfriede sind die Guten in der Geschichte: Miss Temple ist von ihrem Verlobten verlassen worden und möchte herausfinden wieso, sie folgt ihm und gerät dadurch in den Sog der Ereignisse, da er sich als einer der Verschwörer herausstellt. Der finstere „Kardinal Chang“, ein Mann der sich für die verschiedensten Aufgaben verpflichten lässt, erhält den Auftrag für einen Mord. Als der ihm auf mysteriöse Weise abgenommen wird forscht er nach und gerät in Konflikt mit unseren Bösewichtern. Schließlich ist da noch der deutsche Arzt, der den Sohn des Herzogs von Mecklenburg begleitet hat und der seine Pflicht den jungen Mann zu schützen – vor allem vor der eigenen Dummheit – sehr ernst nimmt. Als der scheinbar entführt wird macht er sich auf die Suche und läuft Miss Temple und Kardinal Chang über den Weg. Die drei verbünden sich und versuchen gemeinsam heraus zu bekommen was vor sich geht und in wie hohe gesellschaftliche Kreise die Verschwörung reicht.

Das ganze Buch erstreckt sich über zehn Kapitel die in der oben abgebildeten Ausgabe in zehn Einzelbänden untergebracht sind, die gemeinsam im Pappschuber daherkommen. Diese Aufmachung macht was her, das ganze ist allerdings zumindest beim großen Onlineanbieter nicht billig und lässt sich in der örtlichen Buchhandlung oder gebraucht für die Hälfte bekommen, zum Beispiel bei abebooks.de oder ZVAB (siehe die Links unter dem Artikel).

Die ganze Geschichte ist eine Mischung zwischen Krimi, Thriller, Abenteuerroman und Fantasy, durch die Rolle die erotische Fantasien in der Vorgehensweise der Verschwörer und in ihrem alchemistischen Verfahren spielt bekommt das Buch auch noch eine Erotikkomponente, die allerdings meist ins verruchte bis perverse abgleitet, schließlich ist sie hier auf der Seite der Bösen.

Die Idee des Buches ist recht originell, es lässt sich über große Teile auch sehr gut lesen, ich fand es zwischendurch aber auch etwas langatmig und schwierig den Überblick zu behalten über die vielen Personen und Zusammenhänge. Es soll natürlich auch alles schön mysteriös klingen, aber die Aufdeckung der Zusammenhänge durch unsere Protagonisten geht über lange Strecken sehr langsam voran und der Leser tappt derart im Dunkeln dass es doch etwas verworren wirkt. Insgesamt ist es jedoch abenteuerlich und spannend genug um damit eine angenehme Lesezeit zu verbringen.

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Neil Gaiman: Anansi Boys

Anansi ist der Spinnengott, ein Trickser, ein Possenreißer, ein bunter Vogel der Geschichten und Lieder liebt. Er spielt mit Vorliebe Streiche bei denen ihm seine große Überzeugungskraft hilft, seine Streiche sind nicht immer harmlos und so hat er sich damit nicht immer nur Freunde gemacht.

Als er beim Karaoke singen einen Tod stirbt wie er eines Anansis würdig ist hinterlässt er einen Sohn namens Charles, von allen nur Fat Charlie genannt. Dieser Sohn ist das genaue Gegenteil seines Vaters, er führt ein möglichst langweiliges Leben und alles bringt ihn in Verlegenheit. Vor allem sein Vater ist ihm peinlich, so dass er froh ist dass er mit seiner Mutter schon vor Jahren aus den USA nach England ausgewandert ist – ohne Anansi. Dass sein Vater ein Gott ist ahnt er nicht, er erfährt es erst als der verstorben ist. Die frühere Nachbarin Mrs. Higgins erzählt ihm außerdem, dass er einen Bruder namens Spider hat. Wenn er den sehen möchte, so Mrs. Higgins, dann soll er es einer Spinne sagen. Fat Charlie glaubt ihr kein Wort.

Im Scherz versucht er es dann doch und tatsächlich taucht sein Bruder bei ihm auf! Der ist wie sein Vater in Extremform und sofort macht er sich in Fat Charlies Leben breit. Obwohl er ganz anders aussieht kann er jeden davon überzeugen er wäre Charlie, er bringt diesen so um seinen Job und „übernimmt“ seine Verlobte. Als er beim Versuch Spider wieder loszuwerden in einer Art Ritual, durchgeführt von Mrs. Higgins, in die Welt der Tiergötter gerät und dort um Rat sucht, trifft er eine Abmachung mit der Vogelfrau. Doch zurück in England merkt er schnell dass die ihre eigenen Ziele verfolgt und er jetzt erst recht Probleme hat.

In der Mitte des Buches macht die Geschichte dann ein paar unerwartete Wendungen und Fat Charlie eine erstaunliche Entwicklung durch, die lest ihr aber bitte selber nach.

Anansi wird oft als Fortsetzung von American Gods bezeichnet, das trifft aber nicht ganz zu. Nur das Konzept von Göttern die in Menschengestalt in der modernen Welt leben ist hier weitergesponnen worden, ansonsten haben die beiden Romane keine inhaltlichen Gemeinsamkeiten.

Anansi Boys ist meiner Meinung nach zugänglicher und leichter zu lesen, die Geschichte ist rasant und spannend geschrieben und das lesen macht richtig, richtig Spaß. Daher: Absolute Kaufempfehlung!

Neil Gaiman: American Gods

Inhalt

In diesem Buch tummeln sich die verschiedenen Götter der alten Religionen in Menschengestalt im heutigen Amerika. Einige gehen Berufen nach wie der blutrünstige slavische Kriegsgott der in einer Schlachterei arbeitet, oder die nordische Fruchtbarkeitsgöttin die sich als Prostituierte von ihren Freiern huldigen lässt.

Andere ziehen sich entweder zurück wie der ägyptische Horus der fast nur noch in Falkengestalt umherfliegt, oder gehen anderen Geschäften nach – wie Mr. Wednesday. Der germanische Gott Wotan/Odin zieht jetzt unter diesem Namen durch die Welt und tut was er immer getan hat, er spinnt geheimnisvolle Intrigen, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Aktuell versucht er den neuen Göttern Amerikas, Geld, Konsum und Medien nicht das Feld räumen zu müssen und sucht sich für die bevorstehenden Aufgaben einen Gehilfen.

Die Wahl fällt auf Shadow, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wird um zu erfahren dass seine geliebte Frau Laura bei einer Autofahrt mit ihrem Liebhaber ums Leben kam. Er stellt sich in den Dienst von Mr. Wednesday als eine Art Handlanger und ahnt dabei nicht dass er im großen Showdown, der Götterschlacht mitten im Herzen der USA eine Schlüsselrolle spielen wird.

Hintergründe

Neil Gaiman hat mit American Gods ein einfaches aber wirkungsvolles Konzept umgesetzt: Was wenn die Götter alter Religionen nicht einfach verschwunden sind sondern unerkannt unter uns weilen – so wie die Außerirdischen in Men in Black.

In das Buch muss man sich vielleicht ein bisschen reinlesen, gerade wenn man mit den Mythen alter Völker nicht vertraut ist. Allerdings beschreibt der Autor das so bildhaft, dass auch der Laie sich zurechtfinden wird. Wenn man sich vorher aber mit dem Thema schon auseinander gesetzt hat, dann findet man viele kleine Details die zeigen wie sorgfältig Gaiman das Feld der Mythologie bearbeitet und verarbeitet hat.

Allein der Name Mr. Wednesday ist ein gutes Beispiel, ist doch dieser englische Wochentagsname selbst nach dem Gott benannt (Wednesday = Wodanstag)! Auch die Art wie Mr. Wednesday hier sein Netz aus Intrigen aufbaut und dabei Freund und Feind zu seinem Nutzen gegeneinander ausspielt kommt einem seltsam bekannt vor, wenn man schon mal in den nordischen Sagen gelesen hat. Und Shadow nimmt in diesem Roman die Rolle des Sagenhelden ein der Odin als Werkzeug dient, von ihm mit Aufgaben betraut und in Abenteuer gestürzt wird.

Fazit

Mit American Gods hat Neil Gaiman ein tolles, modernes Götterepos geschrieben, das ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack aber im Zweifelsfall: Einfach reinlesen und dem Buch eine wohlverdiente Chance geben.

Zur Zeit lese ich die lose Fortsetzung Anansi Boys, wenn ich damit durch bin gibt es dazu natürlich auch noch eine Rezension.

Edit: Die Rezension zu Anansi Boys ist online!