Nach Achtung Baby! von Michael Mittermeier möchte ich jetzt noch ein Buch über das Vater werden vorstellen, das ich noch erheblich amüsanter fand als das von Mittermeier.
Der Untertitel dieses Buches lautet Alles über die Planung, Kiellegung, Stapellauf und Betrieb eines Babys, es fängt also bei der Entschlussfassung ein Kind zu bekommen an und reicht bis zum ersten Geburtstag des Nachwuchses. Dazwischen geht es auch noch um Geburtsvorbereitungskurse, deren Nutzen im Ernstfall, Namensgebung, Krabbel- und Jungvätergruppen usw. usf. Die Themen sind denen in Mittermeiers Buch sehr ähnlich, aber Jochen Malmsheimer hat eine ganz andere Art zu schreiben. Er schreibt in einer verschachtelten Sprache mit endlosen Sätzen, würzt das ganze mit Fremdworten und veralteten Vokabeln. Diesen Stil treibt er so auf die Spitze, dass man einfach nur schreien könnte vor lachen. Auch die Wortwahl ist sehr schön gewählt, so nennt er seine Frau „Die Einzige“ und sein Kind „Die Frucht seiner Lenden“ etc.
Man merkt seinem ganzen Stil an, dass er vom Kabarett kommt und so verteilt er auch Seitenhiebe in alle möglichen gesellschaftlichen und politischen Richtungen. Das macht seinen Humor ein gutes Stück abwechslungsreicher als den in Achtung Baby! da Mittermeier sich ein bisschen zu oft an Filmzitate und -vergleiche hält.
Um die Neugier noch ein wenig mehr anzufachen hier ein paar Zeilen aus dem zweiten Kapitel, nachdem er sich entschieden hat seiner Einzigen den Kinderwunsch mitzuteilen:
Dann hielt ich inne, sann nach und ließ mich wieder zurückfallen. Wie denn stellt man diese Frage überhaupt, wenn man die Politur des Morgens nicht verkratzen und die Liebste nicht zum abrupten Aufstehen nötigen will, um somit das Unterfangen durch Flucht der Hauptperson schon vor dem eigentlichen Beginn scheitern zu lassen?
Wie erklärt man der Einzigen, dass man ein Kind will?
Und das auch noch von ihr.
Und nicht geschenkt, sondern auf die klassische Art und Weise, also mit Geburt und allem.
Und Windeln.
Und Geschrei. Und monatelangem Stillen.
Und partiellem Berufsverzicht. Und Nachtschlafmangel. Und mit Verlust aller sozialen Kontakte. […]
Und nichts ist mehr wie sonst.
Und das für immer.
Als ich so weit gedacht hatte, ließ mein Kinderwunsch, den ich bereits über Jahre verspürt und liebevoll gepflegt hatte, plötzlich ganz sachte nach, aber nur, um Sekunden später in seiner ganzen Pracht erneut zu erblühen. Jetzt aber deutlich wider besseres Wissen.
Ich richtete mich auf, wandte mich der Einzigen zu, die mich verschlafen, aber liebevoll anblinzelte, und sagte: „Guten Morgen, Liebling.“
Das war, wie ich fand, eine einigermaßen unverfängliche Eröffnung. Ich war bemüht, mir meinen Impetus nicht anmerken zu lassen, aber auch ihre frühmorgendliche halbschlafbedingte Wehrlosigkeit so weidlich als irgend möglich auszunutzen.
Ich denke dieser kleine Ausschnitt spricht für sich, ich kann das Buch jedenfalls empfehlen, insbesondere Lesern die bereits Eltern sind, es bald werden oder irgendwann einmal werden wollen.