Der Bücherblog

Archiv für die Kategorie 'Genre'

Elke Heidenreich/Quint Buchholz: Nero Corleone kehrt zurück


Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass hier einfach die Geschichte des schwarzen Katers Nero Corleone weiter erzählt wird, aber dem ist nicht so. Vielmehr geht es hier darum, wie sich Isoldes und Roberts Leben weiter entwickelt hat und wie sich die beiden im Laufe der Jahre verändert haben.

Rückblende: Vor vielen Jahren haben Isolde und Robert den Kater Nero und die Katze Rosa aus dem Urlaub in Italien mit nach Köln genommen. Als sie dann wieder Urlaub in Italien gemacht haben, hat sich Nero entschlossen in Italien zu bleiben und Robert und Isolde sind mit Rosa alleine nach Köln zurückgekehrt.

Isolde ist nach Italien zurückgekehrt und möchte ihr Leben vielleicht von nun an dort verbringen, sie und Robert haben sich getrennt. Die beiden haben aber dennoch weiterhin Kontakt. Isolde ist mittlerweile mit Justus liiert wobei sie aber noch nicht weiß, ob er denn jetzt der richtige ist.

Ob ihr Wunsch Nero wieder zu sehen in Erfüllung geht müsst ihr selber herausfinden! Ich kann für diese Buch eine absolute Leseempfehlung geben.

Nero Corleone von Elke Heidenreich mit wunderschönen Illustrationen von Quint Buchholz ist im Hanser Verlag erschienen.

Michael Mittermeier: Achtung Baby!

Mittermeier erzählt in diesem Buch bühnenerprobt lustig über „wir sind schwanger“ und die Zeit danach. Er schreibt über Versuche ganz, ganz unauffällig einen Schwangerschaftstest zu kaufen, über die Angst ein „Arschlochkind“ zur Welt zu bringen und über Begegnungen der dritten Art mit anderen Eltern, die ihre verzogenen Kinder für kleine Genies halten.

Er berichtet von der Zeit lange vor der Familienplanung, als man sich noch so gar nicht bereit für Kinder fühlte, während die ganze bucklige Verwandtschaft immer schon nachgehakt hat, wann das denn mal was wird. Von dort geht es über die Probleme und Versuche schwanger zu werden wenn man dann endlich will, vom Auszählen der fruchtbaren Tage und den skurilen Situationen wenn die genau in eine Tournee fallen. Und natürlich über die Schwangerschaft selbst und die Veränderungen die Mann und Frau in diesen Monaten durchmachen.

Ich denke, ob man das Buch lustig findet, hängt sehr davon ab was man von Mittermeier hält. Wenn man seine Art grundsätzlich nicht mag wird man darüber auch in Schriftform nicht lachen können. Wenn man ihn andererseits in Natura schon zu oft gesehen hat wird einem dieses Buch nicht viel neues bieten. Wenn man aber wie ich den Mann an sich ganz witzig findet (nicht alles, aber einiges) und ihn nur ab und an mal auf der Mattscheibe gesehen hat, dann kann man sich bei dem Buch wirklich gut amüsieren. Ich hab jedenfalls viel gelacht und damit ist das Ziel erreicht.

Jonathan Byron: Jonathan Byron’s Bildungs-Navigator für unordentliche Leser

Jonathan Byron's Bildungs-Navigator für unordentliche LeserDie sogenannte „klassische Allgemeinbildung“ wird meist recht dröge in Lehr- und Geschichtsbüchern vermittelt, die für den Leser eine echte Qual sind – gerade wenn er eigentlich nur mal so einen kleinen Überblick bekommen will. Abhilfe schafft dieses Prachtexemplar von einem Buch. Der Bildungsnavigator ist wie ein Stadtführer durch die virtuelle Stadt Piazza Europa aufgebaut. Man kann diesen Stadtführer an beliebiger Stelle aufschlagen und schauen in welchem Stadtviertel und in welcher Straße man gelandet ist.

In jedem Viertel wird ein anderer Teil der europäischen Geschichte behandelt, in jeder Straße findet man einen abgeschlossenen Text über einen Aspekt der jeweiligen Epoche. So beginnt das Buch mit der antiken Stadt, in der die Geschichte des antiken Griechenlands Thema ist. In diesem Viertel gibt es eine Götterstraße in der man über die olympische Götterfamilie lesen kann, einen Troja-Platz zu Homers sagenhaftem Kriegsbericht und einen Alexanderweg, auf dem man den Weg Griechenlands zu antiken Weltmacht verfolgen kann.

Ebenso gibt es ein römisches, ein französisches und ein englisches Stadtviertel, ein mittelalterliches Viertel das vor allem die deutsche Geschichte erzählt und ein Stadtzentrum mit Schlüsselereignissen wie der Erfindung des Buchdrucks und dem 30-jährigen Krieg.

Dabei stehen nicht Zahlen und Daten im Vordergrund, davon gibt es so wenig wie möglich. Statt dessen sind die Texte locker geschrieben und jedes Thema so kurz angerissen, dass man einen Überblick bekommen kann ohne sich groß anzustrengen. Die Aufmachung ist ebenfalls wirklich schön und mit vielen Illustrationen bespickt.

Alles in allem ist der Bildungsnavigator für unordentliche Leser ein empfehlenswertes Buch das sich nicht nur im Bücherregal gut macht, sondern das man tatsächlich auch in die Hand nehmen und in dem man drauf los blättern kann, ohne das Gefühl zu haben sich durch trockene Bildungslektüre zu quälen. Für ein gebundenes, reich illustriertes Buch ist es im Handel für vergleichsweise wenig Geld zu haben, ca. 10-12€ kostet das gute Stück.

Der Autor ist auch Herausgeber und Mitautor der Reihe Die Welt in 60 Minuten, die in jedem Band ein Thema der Allgemeinbildung ähnlich wie der Bildungsnavigator kurz und unterhaltsam anreißt.

Elke Heidenreich/Quint Buchholz: Nero Corleone

Nero Corleone von Elke Heidenreich mit Bildern von Quint Buchholz ist eine wunderschöne Geschichte von einem despotischen, Ehrfurcht einflößenden kleinen schwarzen Kater mit einer weißen Tatze. Er wohnt auf einem italienischen Hof und hat sein Revier fest im Griff.

Eines Tages wickelt er mit seinem „Charme“ ein deutsches Ehepaar um seine Tatze und sie nehmen ihn und seine schielende Freundin Rosa mit nach Köln, wo ganz neue Abenteuer auf Nero warten.

Nero Corleone ist im Carl Hanser Verlag erschienen.

John Irving: Owen Meany

Dieser Roman erzählt von einer Jugend an der amerikanischen Ostküste der fünfziger und sechziger Jahre und von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Gleichzeitig setzt er sich kritisch mit dem Vietnamkrieg und der damaligen amerikanischen Außenpolitik auseinander und hat durch die Parallelen im Irak und in Afganistan in den letzten Jahren ungewollt neue Aktualität gewonnen. Ein drittes großes Thema ist Glaube und Religion, sowohl die kirchlichen Institutionen als auch der persönliche Glaube als tiefe innere Überzeugung.
Der Erzähler John Wheelwright wächst in der Stadt Gravesend auf (welch bezeichnender Name). Sein bester Freund wird Owen Meany, der in jeder nur erdenklichen Form heraussticht, kleinwüchsig, nie in den Stimmbruch gekommen und mit der schrillen Stimme eines Kindes ausgestattet. Owen hat zwar schon früh ein gespaltenes Verhältnis zu kirchlichen Institutionen, dafür aber umso tiefere innere Überzeugungen.
Als er zum ersten und einzigen Mal in seinem Leben beim Baseball einen vernünftigen, kräftigen Schlag zustande bringt, tötet der Ball Johns Mutter, Owen ist sich sicher an dem Tag Gottes Werkzeug gewesen zu sein. Später hat er Träume, die er als Visionen ansieht. In diesen Träumen sieht er seinen Tod voraus und ist überzeugt, dass es genauso kommen wird wie er es träumt. Er arbeitet regelrecht darauf hin am richtigen Tag am richtigen Ort zu sein, in Vietnam. Dort glaubt er wird er wie in seinem Traum Kinder vor einer Bombe retten.
John erzählt diese Geschichte in Rückblicken aus seiner neuen Heimat Kanada, die doch nie seine wirkliche Heimat geworden ist. Immer wieder regt er sich über die anmaßende, verlogene Politik der USA auf, schwört sich endlich keine Tageszeitungen von dort mehr zu kaufen um sich endlich darauf konzentrieren zu können echter Kanadier zu werden. Aber er kann nicht anders als immer wieder zurück zu blicken.
Was ihn aufrecht hält ist der Glaube den er früher nie so recht hatte und den ihm erst Owen Meany mit seinem Tod gegeben hat.

John Irving ist einer der großen amerikanischen Erzähler und hat mit Owen Meany einen vielschichtigen, aber noch gut lesbaren Roman verfasst. Er hält darin der amerikanischen Gesellschaft wohl mehr als einen Spiegel vor Augen und übt durch seinen Hauptcharakter herbe Kritik an der Außenpolitik der USA und den Kriegsansprachen ihrer Präsidenten. So viel scheint sich seit dem nicht geändert zu haben und so kommen dem Leser viele Passagen aus neuerer Zeit bekannt vor. Schon daran sieht man, dass Irving hier wichtige und bleibende Themen anspricht, die er in einem genau beobachtenden Roman verarbeitet.