Der Bücherblog

Archiv für die Kategorie 'Fantasy'

Neil Gaiman: American Gods

Inhalt

In diesem Buch tummeln sich die verschiedenen Götter der alten Religionen in Menschengestalt im heutigen Amerika. Einige gehen Berufen nach wie der blutrünstige slavische Kriegsgott der in einer Schlachterei arbeitet, oder die nordische Fruchtbarkeitsgöttin die sich als Prostituierte von ihren Freiern huldigen lässt.

Andere ziehen sich entweder zurück wie der ägyptische Horus der fast nur noch in Falkengestalt umherfliegt, oder gehen anderen Geschäften nach – wie Mr. Wednesday. Der germanische Gott Wotan/Odin zieht jetzt unter diesem Namen durch die Welt und tut was er immer getan hat, er spinnt geheimnisvolle Intrigen, immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Aktuell versucht er den neuen Göttern Amerikas, Geld, Konsum und Medien nicht das Feld räumen zu müssen und sucht sich für die bevorstehenden Aufgaben einen Gehilfen.

Die Wahl fällt auf Shadow, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wird um zu erfahren dass seine geliebte Frau Laura bei einer Autofahrt mit ihrem Liebhaber ums Leben kam. Er stellt sich in den Dienst von Mr. Wednesday als eine Art Handlanger und ahnt dabei nicht dass er im großen Showdown, der Götterschlacht mitten im Herzen der USA eine Schlüsselrolle spielen wird.

Hintergründe

Neil Gaiman hat mit American Gods ein einfaches aber wirkungsvolles Konzept umgesetzt: Was wenn die Götter alter Religionen nicht einfach verschwunden sind sondern unerkannt unter uns weilen – so wie die Außerirdischen in Men in Black.

In das Buch muss man sich vielleicht ein bisschen reinlesen, gerade wenn man mit den Mythen alter Völker nicht vertraut ist. Allerdings beschreibt der Autor das so bildhaft, dass auch der Laie sich zurechtfinden wird. Wenn man sich vorher aber mit dem Thema schon auseinander gesetzt hat, dann findet man viele kleine Details die zeigen wie sorgfältig Gaiman das Feld der Mythologie bearbeitet und verarbeitet hat.

Allein der Name Mr. Wednesday ist ein gutes Beispiel, ist doch dieser englische Wochentagsname selbst nach dem Gott benannt (Wednesday = Wodanstag)! Auch die Art wie Mr. Wednesday hier sein Netz aus Intrigen aufbaut und dabei Freund und Feind zu seinem Nutzen gegeneinander ausspielt kommt einem seltsam bekannt vor, wenn man schon mal in den nordischen Sagen gelesen hat. Und Shadow nimmt in diesem Roman die Rolle des Sagenhelden ein der Odin als Werkzeug dient, von ihm mit Aufgaben betraut und in Abenteuer gestürzt wird.

Fazit

Mit American Gods hat Neil Gaiman ein tolles, modernes Götterepos geschrieben, das ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack aber im Zweifelsfall: Einfach reinlesen und dem Buch eine wohlverdiente Chance geben.

Zur Zeit lese ich die lose Fortsetzung Anansi Boys, wenn ich damit durch bin gibt es dazu natürlich auch noch eine Rezension.

Edit: Die Rezension zu Anansi Boys ist online!

J.R.R. Tolkien: Das Silmarillion

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Mittelerde vom Beginn der Schöpfung an. Es ist dabei nicht in einer zusammenhängenden Erzählung geschrieben, sondern besteht aus vielen einzelnen Handlungen die von Tolkien geschrieben und von seinem Sohn zeitlich geordnet und als Buch herausgegeben wurden.

Es beginnt damit dass eine Art Gottvater namens Illuvatar oder Eru die Ainur erschafft, das sind quasi die Götter Mittelerdes. Diese erschaffen dann mit Eru durch Gesang Mittelerde und die darauf lebenden Wesen. So biblisch wie das jetzt klingt so liest es sich auch, dieser biblisch-epische Erzählstil zieht sich durch das gesamte Buch. Immer wieder gerät Mittelerde in Gefahr die erst von Morgoth, dem bösen Widersacher der Ainur ausgeht, dann von seinem Schüler und Nachfolger Sauron. Und immer wieder treten unter den Elben und Menschen Helden auf, die den Kampf gegen ihre Armeen aufnehmen. Im letzten Teil des Silmarillion schmiedet Sauron dann die Ringe der Macht und den Einen Ring, von dem dann im Herrn der Ringe die Rede ist.

Man erfährt im Silmarillion vor allem eine Menge Hintergrundinformationen und Zusatzwissen zum Herrn der Ringe und so ist es eigentlich auch nur für diejenigen interessant, die den Herrn der Ringe mindestens ein- besser mehrmals gelesen haben. Für das Verständnis des Herrn der Ringe ist dieses Buch dabei nicht unbedingt notwendig, alle Vorgeschichten die man wirklich wissen muss werden dort ausreichend geschildert. Nur wenn man unbedingt mehr von Tolkien lesen und  wirklich ganz genau Bescheid wissen will sollte man das Silmarillion lesen. Für andere Leser wird es eher uninteressant bis langweilig sein, einmal durch den langatmigen Erzählstil zum anderen wegen der Vielzahl der Charaktere, es kommen so gewaltig viele Personen in dem Buch vor, dass man es kaum schafft den Überblick zu behalten. Das liegt natürlich auch daran dass es ja eigentlich viele Einzelgeschichten sind die halt jede ihre eigenen Charaktere hat und die einfach in einem dicken Band hintereinander gesetzt wurden.

Kurz und gut lautet mein Fazit: Für absolut überzeugte Tolkienfans durchaus zu empfehlen, für Menschen die gerne mal in der Bibel lesen weil ihnen die schöne Sprache so gut gefällt ebenfalls, für jeden anderen – auch wenn er den Herrn der Ringe wirklich, wirklich gut fand – eher nicht.

J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit

Dieses Buch erzählt, wie vermutlich bekannt, die Vorgeschichte zu Tolkiens Meisterwerk Der Herr der Ringe.

Inhalt

Bilbo Beutlin lebt wie es sich für Hobbits gehört gemütlich und ohne jede Aufregung in einer geräumigen und gepflegten Höhle unter einem Hügel. Das ändert sich schlagartig als eines Tages der Zauberer Gandalf vor seiner Tür steht und sich selbst und dreizehn Zwerge zum Tee einlädt.

Die Zwerge wollen ihr früheres Heim unter dem einsamen Berg und den darin befindlichen Zwergenschatz von dem Drachen Smaug befreien. Ihr Anführer Thorin Eichenschild soll dann seine Erbschaft als König unter dem Berge antreten. Für ihre Unternehmung suchen sie einen Spion und „Meisterdieb“ wofür sich bestens einer der leisen Hobbits eignet.

Und bevor er weiß wie ihm geschieht steckt Bilbo mitten drin im Abenteuer und muss sich mit gefährlichen Trollen und Orks herumschlagen, wird von Elben mal bewirtet mal gejagt und am Ende der Reise wartet der Drache.

Tief unter den Bergen begegnet er schließlich auch dem Wesen Gollum, dem er den Ring abnimmt der im Herrn der Ringe die zentrale Rolle spielt.

Tolkien für Kinder

Dieses Buch ist im Vergleich zum Herrn der Ringe erheblich kürzer, kompakter und einfacher geschrieben, es ist auch für jüngere Jugendliche geeignet und bietet gerade für diese einen guten Einstieg in die Welt Tolkiens. Die ersten Ausgaben wurden in Deutschland als reine Kinderbücher vertrieben, das wird dem Buch wiederum nicht gerecht. Die neuere Übersetzung von Wolfgang Krege versucht dagegen den Stil etwas an den Herrn der Ringe anzupassen und wird dafür hoch gelobt. Während beim Herrn der Ringe die Übersetzung von W. Krege nicht nach meinem Geschmack ist würde ich in diesem Fall zu dieser moderneren Fassung raten.

Der Hobbit: oder Hin und zurück

J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe

Nun, was soll ich zu diesem Buch noch sagen? Ich fange der Form halber mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung an.

Inhalt

Einst hat der dunkle Herrscher Sauron einen Ring der Macht geschmiedet, um mit dessen Hilfe alle Völker auf Mittelerde zu unterwerfen, Menschen, Elben und Zwerge. Er wurde zwar besiegt, aber 3000 Jahre später gewinnt er wieder an Macht, auch weil der lange verschollene Ring wieder aufgetaucht ist. Der Hobbit Bilbo hat ihn gefunden was in dem Buch Der Hobbit erzählt wird, und nun muss sein Neffe Frodo mit einer Gemeinschaft aus Hobbits, Menschen, einem Elb und einem Zwerg aufbrechen um den Ring in einer gefahrvollen Mission zu vernichten. Dafür muss der Ring mitten im Reich Saurons ins Feuer des Schicksalsberges geworfen werden, während aber genau dort eine riesige Armee aus Orks und bösen Menschen aufgestellt wird. Außerdem wird die Gemeinschaft von Saurons gefährlichsten Untergebenen, den Ringgeistern verfolgt.

Die große Leistung Tolkiens ist dabei nicht einfach eine tolle Geschichte zu erzählen sondern eine Welt zu erschaffen mit den verschiedensten Ländern und Völkern, mit einer Geschichte von der Entstehung Mittelerdes an. Er hat Sprachen erschaffen für die Menschen, für die Elben und die Zwerge mit einer Entwicklungsgeschichte und Verwandtschaftsverhältnissen wie echte Sprachen. Eine umfangreiche Geschichte Mittelerdes mit vielen Hintergrundinformationen findet man im Silmarillion, das allerdings alles andere als leicht zu lesen ist.

Er hat sich dabei durchaus von Völkern unserer Welt und ihren Sprachen inspirieren lassen, außerdem tauchen immer wieder Elemente aus der Mythologie Europas auf, vor allem aus der germanischen. Das können einzelne Motive sein wie der verfluchte Ring oder das zerbrochene Schwert, das sind zum Teil die Namen seiner Charaktere usw. Wer sich genauer dafür interessiert dem sei das Buch Mittelerde: Tolkien und die germanische Mythologie von Rudolf Simek – einem Sprachwissenschaftler und damit einem Kollegen von Tolkien – empfohlen.

Stil

Tolkien beschreibt nicht nur die einzelnen Charaktere seiner Geschichte genauestens, sondern auch jeden einzelnen Landstrich. Manchmal verliert er sich dabei geradezu in Details, wodurch das Buch durchaus auch seine Längen hat. Sein Schreibstil ist episch und ein wenig altmodisch, was in den zwei Übersetzungen ins Deutsche unterschiedlich stark zutage tritt. Die neuere Übersetzung von Wolfgang Krege ist etwas moderner gehalten und versucht sprachlich frischer daher zu kommen, die von Margaret Carroux geschriebene ältere Fassung ist meiner Meinung nach aber die sprachlich schönere.

Übersetzung von Margaret Carroux (empfohlen)

Übersetzung von Wolfgang Krege

Verfilmung

Die Verfilmung durch Regisseur Peter Jackson darf wohl als ein absoluter Glücksfall gelten! Natürlich musste trotz Überlänge jedes einzelnen Teils einiges weg gelassen werden was man mal mehr mal weniger vermisst (Tom Bombadil zum Beispiel) und das selbst in der hier verlinkten Special Extended Version bei der jeder Teil noch mal mindestens eine halbe Stunde länger ist. Trotzdem ist es ein geniales Werk das ich vorher nicht für möglich gehalten hätte, ich war sehr skeptisch bevor ich den ersten Teil im Kino gesehen habe und bin seitdem begeistert und schon gespannt wie wohl die Verfilmung des Vorgängerbuches „der kleine Hobbit“ wird.