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Archiv für die Kategorie 'Klassiker'

Johann Wolfgang von Goethe: Faust

Ein hochgebildeter Doktor in allen Studiengängen der sich immer noch für dumm und unwissend hält, ein teuflischer Dämon in Pudelgestalt und ein Pakt zwischen den beiden von dem sich der Gelehrte endlich die große Erkenntnis erhofft. Was hier klingt wie der Beginn eines kuriosen Fantasyromans ist das Thema des wohl wichtigsten und bekanntesten Werkes der deutschen Literatur. Kaum einer hats gelesen und doch kennt jeder (Vorsicht: Übertreibung) annähernd die Hälfte des Textes als Zitate und „geflügelte Worte“. Aber der Reihe nach:

Doktor Faust hat so ziemlich alles studiert was man studieren kann, von Jura bis zur Medizin. Trotzdem ist er unzufrieden weil er trotz aller Studiererei immer noch nicht das tiefste Wesen der Dinge erkannt hat und das „was die Welt im innersten zusammen hält“, daher hat er sich zuletzt der Magie zugewandt. Er sucht nach einer Art Weltformel wie auch heutige Wissenschaftler wie Stephan Hawking. Bei einem Spaziergang läuft ihm ein Pudel zu der ihm bis nach hause folgt, dort verwandelt sich der Hund in den Teufel Mephistopheles. Er schlägt Faust einen Pakt vor, verspricht ihm zu dienen, allerdings muss Faust widerrum dem Teufel dienen wenn die Zeit gekommen ist.

Im Gefolge dieses Dämons verlässt Faust nun die Studierzimmer die ihm nichts mehr zu bieten haben und stürzt sich in ein Leben voll Lust und Leidenschaft, besucht mit Mephisto Kneipen in denen der Teufel Wein und Feuer aus den Tischplatten regnen lässt, sie reisen zum Brocken in der Walpurgisnacht wo Faust mit Hexen und mit Lilith, der verstoßenen dämonischen ersten Frau Adams tanzt. Und nicht zuletzt verführt Faust mit Mephistos Hilfe die brave Margarete die er damit aus ungebändigter Liebe in Schande stürzt. Im Finale tötet Faust einen Nachtwächter der sich als Margaretes Bruder herausstellt, versucht mit Mephistos Hilfe Grete aus dem Gefängnis zu befreien, sie wird aber von einer anderen Macht vor Mephistos Einfluss gerettet und Faust muss ohne sie dem Teufel folgen.

Eine interessante Story eigentlich, allerdings für uns heute nicht ganz so leicht zu lesen da sie als Theaterstück und komplett gereimt geschrieben ist.Wer davor nicht zurück schreckt sollte sich einfach mal dran versuchen. Vor allem von den ersten beiden Szenen sollte man sich nicht entmutigen lassen, man kann sie auch erst mal überspringen da sie mit der Geschichte nicht direkt was zu tun haben. Man kann also gleich mit dem „Prolog im Himmel“ beginnen in dem der Teufel mit Gott wettet, dass er es schafft den Faust auf seine Seite zu ziehen.

Wer war Doktor Faust?

Erst mal vorweg: Faust hat tatsächlich gelebt, man weiß nicht viel über ihn und das dann meist auch nicht so genau.  Vor allem Jahr und Ort seiner Geburt sind umstritten, am wahrscheinlichsten ist aber wohl dass er 1466 in Helmstadt bei Heidelberg als Georg Faust geboren wurde und an der Universität Heidelberg von 1483 bis 1487 studiert hat.

Nach dem Studium wanderte er als Johann Faust umher und verdiente sein Geld wohl als Arzt, Alchemist, Wahrsager, Doktor der Philosophie und vieles mehr. Als Arzt erntete er durchaus auch Lob für seine Fähigkeiten, aber oft wurde er nur als Hochstapler und Scharlatan angesehen. Vor allem die Kirche hatte er zum Feind, die ihn der Gotteslästerung beschuldigte und einen Pakt mit dem Teufel vermutete. Für viele anerkannte Ärzte und Gelehrte war er vor allem unliebsame Konkurrenz.

Die wissenschaftliche Arbeit die ihn mit der Kirche aneinander geraten ließ soll ihm schließlich den Tod gebracht haben: Laut der Überlieferung hat sich im Jahr 1540/1541 bei alchemistischen Experimenten zu Herstellung von Gold Doktor Johann Faust im „Hotel zum Löwen“ in Staufen in die Luft gejagt. Sein Körper war durch die Explosion so deformiert dass schnell das Gerücht entstand dass sich der Teufel bei seinem Tod seine Seele geholt hat.

Faust in Literatur und Theater

Schon recht früh nach seinem spektakulären Tod wurden die ersten Schriften über Doktor Faust verfasst, er kam darin nicht gut weg, wurde als Scharlatan und Schwarzmagier beschrieben. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen mit der Religion gebrochen und sich selbst über Gott und den Glauben gestellt zu haben. Auch ins früher sehr beliebte Puppenspiel und auf Wanderbühnen wurde Faust übernommen, er trat dort meist als eine Art Narr und Bösewicht auf.

In der ernsteren Literatur wurde er später viel positiver dargestellt, auch bei Goethe verbündet er sich zwar mit dem Teufel aber aus verständlichen und nicht verwerflichen Gründen. Sein Zwiespalt zwischen Glaube, Sitte und Anstand und dem Wunsch nach Wissen und Erkenntnis wird zum Hauptthema und er selbst zum Opfer der Verführungen des Teufels.

Oscar Wilde: Das Gespenst von Canterville

Eine der lustigsten, auf jeden Fall aber die sprachschönste aller Gespenstergeschichten ist The Canterville Ghost, wie sie im englischen Original heißt. Darin wird das Gespenst, dass seit 300 Jahren das Anwesen der Familie Canterville bespukt selbst heimgesucht: eine amerikanische Familie hat das Anwesen aufgekauft und bezogen.

Der Käufer, Herr Otis, hat beim Verkaufsgespräch Lord Canterville bereits darauf aufmerksam gemacht, dass er keinesfalls bereit ist an Geister zu glauben und so geht er über alle noch so eindeutigen Hinweise auf einen Spuk hinweg. Seine beiden ungezogenen Söhne dagegen begegnen dem Gespenst schon bald persönlich, drehen den Spieß sofort um und treiben es mit ihren Streichen und Boshaftigkeiten zur Verzweiflung. Jeder Spuk der den englischen Adel zu Tode erschrecken konnte wird von den Eltern als „ganz bestimmt logisch erklärbar“ abgetan, so werden immer wiederkehrende Blutflecken Tag für Tag mit „Pinkerton’s Champion Stain Remover“ entfernt, bis den Geist die Farbe ausgeht und so weiter.

So entwickelt sich die Geschichte schnell zu einer amüsanten Auseinandersetzung zwischen englischer und amerikanischer Mentalität die erst durch die Tochter der amerikanischen Familie, Virginia, beendet wird, diese begegnet dem verzweifelten Gespenst auf den Fluren des Anwesens, hört sich seine Geschichte an und sucht mit ihm gemeinsam nach einem Ausweg: der Erlösung des Geistes von seinem Fluch.

Die Geschichte lässt sich auch gut auf englisch lesen, daher ist die Abbildung oben auf eine zweisprachige Fassung verlinkt.

Das Buch ist auch als familientaugliche Komödie verfilmt worden, hier das ganze auf DVD:

Absolute Kaufempfehlung für das Buch und auch den Film!

J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit

Dieses Buch erzählt, wie vermutlich bekannt, die Vorgeschichte zu Tolkiens Meisterwerk Der Herr der Ringe.

Inhalt

Bilbo Beutlin lebt wie es sich für Hobbits gehört gemütlich und ohne jede Aufregung in einer geräumigen und gepflegten Höhle unter einem Hügel. Das ändert sich schlagartig als eines Tages der Zauberer Gandalf vor seiner Tür steht und sich selbst und dreizehn Zwerge zum Tee einlädt.

Die Zwerge wollen ihr früheres Heim unter dem einsamen Berg und den darin befindlichen Zwergenschatz von dem Drachen Smaug befreien. Ihr Anführer Thorin Eichenschild soll dann seine Erbschaft als König unter dem Berge antreten. Für ihre Unternehmung suchen sie einen Spion und „Meisterdieb“ wofür sich bestens einer der leisen Hobbits eignet.

Und bevor er weiß wie ihm geschieht steckt Bilbo mitten drin im Abenteuer und muss sich mit gefährlichen Trollen und Orks herumschlagen, wird von Elben mal bewirtet mal gejagt und am Ende der Reise wartet der Drache.

Tief unter den Bergen begegnet er schließlich auch dem Wesen Gollum, dem er den Ring abnimmt der im Herrn der Ringe die zentrale Rolle spielt.

Tolkien für Kinder

Dieses Buch ist im Vergleich zum Herrn der Ringe erheblich kürzer, kompakter und einfacher geschrieben, es ist auch für jüngere Jugendliche geeignet und bietet gerade für diese einen guten Einstieg in die Welt Tolkiens. Die ersten Ausgaben wurden in Deutschland als reine Kinderbücher vertrieben, das wird dem Buch wiederum nicht gerecht. Die neuere Übersetzung von Wolfgang Krege versucht dagegen den Stil etwas an den Herrn der Ringe anzupassen und wird dafür hoch gelobt. Während beim Herrn der Ringe die Übersetzung von W. Krege nicht nach meinem Geschmack ist würde ich in diesem Fall zu dieser moderneren Fassung raten.

Der Hobbit: oder Hin und zurück

J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe

Nun, was soll ich zu diesem Buch noch sagen? Ich fange der Form halber mit einer kurzen Inhaltsbeschreibung an.

Inhalt

Einst hat der dunkle Herrscher Sauron einen Ring der Macht geschmiedet, um mit dessen Hilfe alle Völker auf Mittelerde zu unterwerfen, Menschen, Elben und Zwerge. Er wurde zwar besiegt, aber 3000 Jahre später gewinnt er wieder an Macht, auch weil der lange verschollene Ring wieder aufgetaucht ist. Der Hobbit Bilbo hat ihn gefunden was in dem Buch Der Hobbit erzählt wird, und nun muss sein Neffe Frodo mit einer Gemeinschaft aus Hobbits, Menschen, einem Elb und einem Zwerg aufbrechen um den Ring in einer gefahrvollen Mission zu vernichten. Dafür muss der Ring mitten im Reich Saurons ins Feuer des Schicksalsberges geworfen werden, während aber genau dort eine riesige Armee aus Orks und bösen Menschen aufgestellt wird. Außerdem wird die Gemeinschaft von Saurons gefährlichsten Untergebenen, den Ringgeistern verfolgt.

Die große Leistung Tolkiens ist dabei nicht einfach eine tolle Geschichte zu erzählen sondern eine Welt zu erschaffen mit den verschiedensten Ländern und Völkern, mit einer Geschichte von der Entstehung Mittelerdes an. Er hat Sprachen erschaffen für die Menschen, für die Elben und die Zwerge mit einer Entwicklungsgeschichte und Verwandtschaftsverhältnissen wie echte Sprachen. Eine umfangreiche Geschichte Mittelerdes mit vielen Hintergrundinformationen findet man im Silmarillion, das allerdings alles andere als leicht zu lesen ist.

Er hat sich dabei durchaus von Völkern unserer Welt und ihren Sprachen inspirieren lassen, außerdem tauchen immer wieder Elemente aus der Mythologie Europas auf, vor allem aus der germanischen. Das können einzelne Motive sein wie der verfluchte Ring oder das zerbrochene Schwert, das sind zum Teil die Namen seiner Charaktere usw. Wer sich genauer dafür interessiert dem sei das Buch Mittelerde: Tolkien und die germanische Mythologie von Rudolf Simek – einem Sprachwissenschaftler und damit einem Kollegen von Tolkien – empfohlen.

Stil

Tolkien beschreibt nicht nur die einzelnen Charaktere seiner Geschichte genauestens, sondern auch jeden einzelnen Landstrich. Manchmal verliert er sich dabei geradezu in Details, wodurch das Buch durchaus auch seine Längen hat. Sein Schreibstil ist episch und ein wenig altmodisch, was in den zwei Übersetzungen ins Deutsche unterschiedlich stark zutage tritt. Die neuere Übersetzung von Wolfgang Krege ist etwas moderner gehalten und versucht sprachlich frischer daher zu kommen, die von Margaret Carroux geschriebene ältere Fassung ist meiner Meinung nach aber die sprachlich schönere.

Übersetzung von Margaret Carroux (empfohlen)

Übersetzung von Wolfgang Krege

Verfilmung

Die Verfilmung durch Regisseur Peter Jackson darf wohl als ein absoluter Glücksfall gelten! Natürlich musste trotz Überlänge jedes einzelnen Teils einiges weg gelassen werden was man mal mehr mal weniger vermisst (Tom Bombadil zum Beispiel) und das selbst in der hier verlinkten Special Extended Version bei der jeder Teil noch mal mindestens eine halbe Stunde länger ist. Trotzdem ist es ein geniales Werk das ich vorher nicht für möglich gehalten hätte, ich war sehr skeptisch bevor ich den ersten Teil im Kino gesehen habe und bin seitdem begeistert und schon gespannt wie wohl die Verfilmung des Vorgängerbuches „der kleine Hobbit“ wird.