Der Bücherblog

Christoph Marzi: Lycidas

In diesem Buch geraten zwei Waisenmädchen, Emily Laing und ihre Freundin Aurora, in die Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Völkern, die unterhalb der Stadt London leben. Über alte verlassene U-Bahntunnel gelangt man in eine Welt unter der Erde, eine Stadt unter der Stadt, genannt die Uralte Metropole. Dort leben sprechende Ratten, gefallene Engel, Werwölfe und Elfen und Menschen, deren Adelshäuser immer wieder miteinander in Konflikt geraten.

Als ein Kleinkind von Werwölfen aus dem Waisenhaus entführt wird flüchtet Emily in der Verwirrung aus dem fürchterlichen Haus. Sie begegnet einer sprechenden adligen Ratte, die sie zu dem Alchemisten Wittgenstein bringt. Der nimmt sie unter seine Fittiche und hat im weiteren Lauf der Geschichte reichlich Gelegenheit ihren Beschützer zu spielen, dabei kommen Informationen über Emilys Herkunft ans Licht die zeigen, dass ihr noch eine wichtige Rolle zufallen wird.

Das Buch ist ein spannend erzählter Fantasyroman von überbordender Fabulierlust, allerdings werden dem Leser einige Dinge bekannt vorkommen wenn man Neil Gaimans Niemalsland gelesen hat. Sowohl die londoner Stadt unter der Stadt, bei Gaiman Unterlondon, die Ratten als angesehene Adlige sowie einzelne Charaktere scheinen sehr stark von dort inspiriert worden zu sein. Es scheint als habe Marzi kurzerhand Gaimans Grundideen samt den wichtigsten Elementen der Geschichte genommen und das ganze mit eigenen Ideen erweitert und mit eigenem Erzählstil neu aufbereitet. Trotzdem kann das Ergebnis überzeugen als guter Unterhaltungsroman.

Neil Gaiman: Niemalsland

Was, wenn es außer dem London dass wir kennen noch ein anderes gäbe? Ein Unterlondon in verlassenen U-Bahnhöfen und Geisterzügen, Katakomben und Kanälen in dem die seltsamsten Gestalten hausen? In diesem Buch gerät der junge Geschäftsmann Richard Mayhew höchst unfreiwillig in diese bizarre Welt nachdem er einem verletzten Mädchen auf der Straße hilft. Und als er in sein altes Leben zurückkehren will stellt er fest, dass er dort nicht mehr zu existieren scheint, also stolpert er erst mal reichlich unbeholfen durch das fremde und gefährliche Unterlondon. Begleitet wird er dabei von der jungen Door, deren Familie kurz vorher von zwei skurrilen Auftragskillern ermordet wurde sowie dem Marquis de Carabas der scheinbar mit jeder Art von „Gefallen“ handelt.

Die Idee dieses Buches finde ich faszinierend und die Umsetzung ist wirklich gut, ich habs gerne gelesen und kann es nur empfehlen. Wenn dem einen oder anderen einiges davon bekannt vorkommt hat er vielleicht mal Bücher von Christoph Marzi gelesen. Der hat einige Bände geschrieben die auf der gleichen Grundidee der Stadt unter der Stadt aufbauen und das erste davon, Lycidas, hat auch viele inhaltliche Parallelen mit Niemalsland. Darüber werde ich noch schreiben.

Niemalsland ist im Rahmen einer Fernsehproduktion der BBC entstanden, Neil Gaiman hat die Geschichte mit dem Fernsehteam für eine Serie entwickelt die auf Englisch unter dem Titel Neverwhere erhältlich ist. Der Autor hat das ganze dann zusätzlich noch als Roman herausgebracht.