Der Bücherblog

J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen

Dies ist ein typisch amerikanischer Klassiker. Er ist aus Sicht eines 22-jährigen aus wohlhabendem Hause geschrieben, der zum wiederholten Mal von der Schule fliegt. Er will den Seelenzustand eines jungen Menschen in einer Phase der Orientierungslosigkeit beschreiben der unzufrieden ist mit so ziemlich allem, seinen Lehrern, seinen Mitschülern, allen anderen Leuten um sich herum. Er flucht innerlich über alles und jeden, alle kommen ihm wie Idioten vor und er selbst sich genauso. In der Schule hat er sich keine Mühe mehr gemacht, ist auch nach mehreren Verwarnungen bei seiner Verweigerungshaltung geblieben. Als er schließlich vor Weihnachten mitgeteilt bekommt dass er nach den Ferien nicht mehr wieder zu kommen braucht reist er zwei Tage früher als geplant in seine Heimatstadt New York. Die Erlebnisse in diesen zwei Tagen bis er sich traut in die Wohnung der Eltern zurück zu kehren nehmen einen großen Teil des Buches ein, er verbringt diese Zeit hauptsächlich damit sich über seine Mitmenschen aufzuregen und sich dabei selbst wie ein Idiot aufzuführen. Und damit bin ich auch schon bei meinem Urteil über dieses Buch:

Es gibt bestimmt Menschen die sich selbst im Ich-Erzähler wiederfinden und die sich im entsprechenden Alter genauso gefühlt haben. Aber es ist so übertrieben dargestellt dass zumindest ich mich nicht mit dem jungen Mann identifizieren kann. Ich habe aber allgemein keinen wirklichen Draht zu diesen typisch ostküsten-amerikanischen Schriftstellern mit ihren Psychostudien über gescheiterte Existenzen. Ich konnte schon mit William Tennessees Endstation Sehnsucht nichts anfangen und genauso wenig mit Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden usw. Ich finde diese Bücher ehrlich gesagt eher langweilig und dieses macht da keine Ausnahme.

Haruki Murakami: Schlaf

Protagonistin in Murakamis Buch „Schlaf“ ist eine Frau, sie hat englische Literatur studiert und ist jetzt Zahnarztfrau, ihr Leben ist total unspektakulär und belanglos bis sie eines Tages aufhört zu schlafen. Das Buch beginnt mit einleitenden Worten die beschreiben, dass sie seit 17 Tagen nicht mehr geschlafen hat. Im folgenden erzählt sie wodurch diese Schlaflosigkeit ausgelöst wurde und wie sie damit umgeht. Ihre Schlaflosigkeit ist keine Schlafstörung im eigentlichen Sinne, sie ist nicht müde und sie ist physisch und psychisch voll aufnahmefähig. Sie führt ein paralleles Leben, am Tag geht sie ihren Pflichten als Zahnarztfrau und Mutter nach. In der Nacht wenn ihr Mann und ihr Sohn schlafen beschäftigt sie sich mit Dingen die in ihrer Vergangenheit eine große Rolle gespielt haben, zum Beispiel lesen. Sie gewöhnt sich wieder an Schokolade zu essen und ab und zu ein Glas Cognac zu trinken obwohl sie mit beiden Sachen ihrem Mann zuliebe aufgehört hat.

Die Schlaflosigkeit wird durch eine Art Vision ausgelöst, wobei nicht ganz klar wird ob es sich um einen Traum, eine Halluzination oder die Realität handelt. Sie sieht am Fußende ihres Bettes einen kleinen, relativ alten, eingefallenen Mann der ihr mittels eines Tonkruges der sich nie zu leeren scheint unaufhörlich Wasser auf die Füße gießt.

Das Buch wird mit einer sehr eigentümlichen Szene beendet, wobei hier nicht ausführlich auf das gesehene eingegangen wird und das Buch mit dieser Szene abrupt endet. Dadurch kann man kaum sagen ob tatsächlich ein reales Ereignis beschrieben wird.

So, jetzt meine Meinung zum Buch, ehrlich gesagt weiß ich nicht ob mir das Buch gefallen hat oder nicht. Ich finde das ganze Buch sehr skurril und in einigen Abschnitten auch gruselig, in manchen Szene habe ich gedacht es wird eine Menschmaschine beschrieben die immer funktioniert oder eher funktionieren muss und die dann sozusagen einen Pakt mit dem Teufel eingeht um wieder etwas mehr Mensch sein zu erfahren. Sie ist das funktionieren leid und flüchtet sich in ein anderes Dasein. Sie hat nur für das Wohlergehen ihres Mannes und ihres Sohnes gelebt und darüber hinaus ihr eigenes wenn auch nahezu vergangenes Leben vergessen.  Alles was sie einmal ausgemacht hat und was sie hinten angestellt hat, drängt sich jetzt wieder mehr in den Vordergrund. Für mich ist die Frau total durchgeknallt und dem Wahnsinn verfallen.

Ich kann nicht sagen ob man das Buch lesen sollte oder nicht. Das einzige was ich sagen kann, seit dem ich das Buch ausgelesen habe mache ich mir Gedanken darüber und das ist, wie ich meine, das Beste was ein Autor schaffen kann.

Das Buch ist bei Dumont Buchverlag erschienen.