Der Bücherblog

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

Dieses Buch lebt von den zwei völlig unterschiedlichen und doch gleichermaßen verschrobenen Hauptpersonen mit der gemeinsamen Leidenschaft Maß zu nehmen. Der große Mathematiker Professor Gauß, der seit Ewigkeiten nicht mehr aus seiner Stadt Göttingen heraus gekommen ist und dort jeden Hügel mit größter Pingeligkeit vermessen hat auf der einen und der Naturforscher Alexander von Humboldt auf der anderen Seite. Der wiederum hat die entlegendsten Winkel der Erde besucht und dort die Ungenauigkeit der bisher verwendeten Karten aufgedeckt, hat sein Leben riskiert um am Amazonas einen bedeutungslosen, entlegenen Kanal zu finden von dem er gehört hatte.

Im gesetzten Alter lädt also Alexander von Humboldt Professor Gauß zu einem Kongress nach Berlin ein, der wollte erst gar nicht hinfahren und überwindet sich dann doch. Während seiner Reise dorthin werden in Rückblicken die beiden verschrobenen und etwas weltfremden Männer und ihre Leidenschaft für die Vermessung der Welt vorgestellt. Und trotz dieser gemeinsamen Leidenschaft merkt der Leser bei der Beschreibung ihrer völlig unterschiedlichen Lebensläufe, dass hier zwei Welten aufeinander treffen werden – auch wenn beide gut vermessen sind. Das ganze gipfelt dann in der ersten persönlichen Begegnung zwischen den beiden großen Männern, die vor Witz und Charme nur so sprüht.

Auch wenn hier zwei Wissenschaftler in ihrer wissenschaftlichen Arbeit vorgestellt werden lässt sich das Buch auch für den Nichtmathematiker hervorragend lesen. Zum einen weil aus dem Zusammenhang immer hervor geht um was es in ihrer Arbeit geht, zum anderen weil diese Arbeit nicht im Vordergrund steht, wichtig sind  vor allem die Charaktere und die könnten besser und lebendiger nicht beschrieben sein.

J.R.R. Tolkien: Das Silmarillion

Dieses Buch erzählt die Geschichte von Mittelerde vom Beginn der Schöpfung an. Es ist dabei nicht in einer zusammenhängenden Erzählung geschrieben, sondern besteht aus vielen einzelnen Handlungen die von Tolkien geschrieben und von seinem Sohn zeitlich geordnet und als Buch herausgegeben wurden.

Es beginnt damit dass eine Art Gottvater namens Illuvatar oder Eru die Ainur erschafft, das sind quasi die Götter Mittelerdes. Diese erschaffen dann mit Eru durch Gesang Mittelerde und die darauf lebenden Wesen. So biblisch wie das jetzt klingt so liest es sich auch, dieser biblisch-epische Erzählstil zieht sich durch das gesamte Buch. Immer wieder gerät Mittelerde in Gefahr die erst von Morgoth, dem bösen Widersacher der Ainur ausgeht, dann von seinem Schüler und Nachfolger Sauron. Und immer wieder treten unter den Elben und Menschen Helden auf, die den Kampf gegen ihre Armeen aufnehmen. Im letzten Teil des Silmarillion schmiedet Sauron dann die Ringe der Macht und den Einen Ring, von dem dann im Herrn der Ringe die Rede ist.

Man erfährt im Silmarillion vor allem eine Menge Hintergrundinformationen und Zusatzwissen zum Herrn der Ringe und so ist es eigentlich auch nur für diejenigen interessant, die den Herrn der Ringe mindestens ein- besser mehrmals gelesen haben. Für das Verständnis des Herrn der Ringe ist dieses Buch dabei nicht unbedingt notwendig, alle Vorgeschichten die man wirklich wissen muss werden dort ausreichend geschildert. Nur wenn man unbedingt mehr von Tolkien lesen und  wirklich ganz genau Bescheid wissen will sollte man das Silmarillion lesen. Für andere Leser wird es eher uninteressant bis langweilig sein, einmal durch den langatmigen Erzählstil zum anderen wegen der Vielzahl der Charaktere, es kommen so gewaltig viele Personen in dem Buch vor, dass man es kaum schafft den Überblick zu behalten. Das liegt natürlich auch daran dass es ja eigentlich viele Einzelgeschichten sind die halt jede ihre eigenen Charaktere hat und die einfach in einem dicken Band hintereinander gesetzt wurden.

Kurz und gut lautet mein Fazit: Für absolut überzeugte Tolkienfans durchaus zu empfehlen, für Menschen die gerne mal in der Bibel lesen weil ihnen die schöne Sprache so gut gefällt ebenfalls, für jeden anderen – auch wenn er den Herrn der Ringe wirklich, wirklich gut fand – eher nicht.