Der Bücherblog

Archiv für die Kategorie 'Genre'

J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen

Dies ist ein typisch amerikanischer Klassiker. Er ist aus Sicht eines 22-jährigen aus wohlhabendem Hause geschrieben, der zum wiederholten Mal von der Schule fliegt. Er will den Seelenzustand eines jungen Menschen in einer Phase der Orientierungslosigkeit beschreiben der unzufrieden ist mit so ziemlich allem, seinen Lehrern, seinen Mitschülern, allen anderen Leuten um sich herum. Er flucht innerlich über alles und jeden, alle kommen ihm wie Idioten vor und er selbst sich genauso. In der Schule hat er sich keine Mühe mehr gemacht, ist auch nach mehreren Verwarnungen bei seiner Verweigerungshaltung geblieben. Als er schließlich vor Weihnachten mitgeteilt bekommt dass er nach den Ferien nicht mehr wieder zu kommen braucht reist er zwei Tage früher als geplant in seine Heimatstadt New York. Die Erlebnisse in diesen zwei Tagen bis er sich traut in die Wohnung der Eltern zurück zu kehren nehmen einen großen Teil des Buches ein, er verbringt diese Zeit hauptsächlich damit sich über seine Mitmenschen aufzuregen und sich dabei selbst wie ein Idiot aufzuführen. Und damit bin ich auch schon bei meinem Urteil über dieses Buch:

Es gibt bestimmt Menschen die sich selbst im Ich-Erzähler wiederfinden und die sich im entsprechenden Alter genauso gefühlt haben. Aber es ist so übertrieben dargestellt dass zumindest ich mich nicht mit dem jungen Mann identifizieren kann. Ich habe aber allgemein keinen wirklichen Draht zu diesen typisch ostküsten-amerikanischen Schriftstellern mit ihren Psychostudien über gescheiterte Existenzen. Ich konnte schon mit William Tennessees Endstation Sehnsucht nichts anfangen und genauso wenig mit Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden usw. Ich finde diese Bücher ehrlich gesagt eher langweilig und dieses macht da keine Ausnahme.

Patricia Cornwell: Kay Scarpetta Serie

Patricia Cornwell hat bis jetzt 17 Krimis mit der Titelheldin Kay Scarpetta veröffentlicht. Hinzu kommen noch zwei, sagen wir mal, Kochbücher. Was mir an den Büchern so gefällt ist die stetige Entwicklung der Hauptfiguren. Da sind zum einen Kay Scarpetta selbst, dann Benton Wesley, Peter Pete Marino und Lucy Farinelli.

Scarpetta war im ersten Roman der erste weibliche Chief Medical Examiner im Staat Virgina, Benton Wesley ist Profiler beim FBI, Pete Marino ist Polizist und Lucy Farinelli die Nichte von Kay und im ersten Roman 10 Jahre alt. Lucy wurde im Grunde genommen von ihrer leiblichen Mutter abgelehnt und verbrachte die meiste Zeit ihrer Kindheit bei ihrer Tante, sie ist hochbegabt und stellt Scarpetta das ein oder andere Mal vor eine große Geduldsprobe.

Die Hauptcharaktere müssen sich eins ums andere Mal mit den grausigsten Fällen von Kriminalität auseinandersetzen. Patricia Cornwell ist es dabei gelungen den Personen soviel Leben einzuhauchen, dass man ganz tief in die Geschichten eindringen und mit den Personen mitfühlen kann.

Die Schicksale die die Charaktere erleiden bringen den Leser manchmal an der Rand der Verzweiflung aber am Ende ist die Autorin immer versöhnlich mit ihren Schützlingen, hebt sie auf eine neue Ebene und ermöglicht somit die Entwicklung die zwingend notwendig für Serienromane ist, weil der Leser sich sonst mächtig langweilen würde.

Mein Lieblingscharakter ist Lucy Farinelli. Das hat mit Sicherheit auch damit zu tun, dass man sie ihr halbes Leben begleitet hat und sie eigentlich diejenige ist die sich, wie ich finde, am meisten verändert hat.

Die beiden Bände Kay Scarpetta bittet zu Tisch und Zum Sterben gut erzählen von Kay Scarpettas liebsten Hobby, dem Kochen. Sie kann dabei von ihrer Arbeit abschalten und über ihren Zugang zum Kochen der in diesen Büchern beschrieben wird, lernt man mehr über ihren Charakter. Dabei sind auch Gerichte beschrieben die sie gerne kocht sodass man diese auch nachkochen kann.

Hier die chronologische Reihenfolge der bisher erschienenen Kay Scarpetta Romane:

  1. Ein Fall für Kay Scarpetta/Post Mortem
  2. Ein Mord für Kay Scarpetta/Flucht
  3. Herzbube/Das fünfte Paar
  4. Vergebliche Entwarnung/Phantom
  5. Body Farm
  6. Die Tote ohne Namen
  7. Trübe Wasser sind kalt
  8. Der Keim des Verderbens
  9. Brandherd
  10. Blinder Passagier
  11. Das letzte Revier
  12. Die Dämonen ruhen nicht
  13. Staub
  14. Defekt
  15. Totenbuch
  16. Scarpetta
  17. Scarpetta Factor

Man sollte die Bücher auch wirklich in dieser Reihenfolge lesen, es ist nicht zu empfehlen mittendrin anzufangen, weil man dann nicht die ganze Fülle der Entwicklung greifen kann und man entscheidende Ereignisse verpasst. Die zwei „Kochbücher“ sind zwar nicht entscheidend für den Handlungsstrang aber dennoch lesenswert.

Für die ersten vier Bände sind hier immer zwei Titel angegeben, weil die deutsche Ausgabe später von einem anderen Verlag neu aufgelegt wurde. Auch wenn das aus rechtlichen Gründen wohl nicht anders geht finde ich als Leserin das sehr störend.

Frank McCourt: Die Asche meiner Mutter

„Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit; ein glückliche lohnt sich ja kaum. Schlimmer als die normale unglückliche Kindheit ist die unglückliche irische Kindheit, und noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit.“

Die Erinnerungen des Autors an seine Kindheit die er in erbärmlichster Armut verbracht hat sind traurig und erschreckend und gleichzeitig voller Witz, Humor und sprühender Lebensfreude.

Er wurde in Amerika geboren aber schon früh flohen seine Eltern vor der Armut in ihre Heimat Irland. Sie hofften dort bei ihresgleichen und in der Nähe ihrer Familien ein besseres Leben führen zu können, statt dessen stürzten sie in noch größeres Elend.

Seine Mutter gebiert insgesamt sieben Kinder, von denen sie gerade mal vier durchbringen kann, dafür bringt der Vater jede Woche seinen gesamten Wochenlohn in der Kneipe durch, weil er hoffnungsloser Trinker ist der die Finger nicht von der Pint lassen kann, während zuhause seine Kinder hungern.  Die Familie wohnt in heruntergekommenen Häusern ohne elektrisches Licht, da sie kein Geld für Brennholz haben verfeuern sie im Ofen sogar die hölzerne Wand die aus der Etage mal zwei getrennte Zimmer gemacht hat.

Die Zukunft der Kinder ist geprägt von Perspektivlosigkeit und der Aussicht sich ihr Leben lang mit den härtesten, schmutzigsten und unbeliebtesten Jobs durchschlagen zu müssen. Frank aber will sich damit nicht abfinden, er hat ein anderes Ziel ins Auge gefasst: zurück nach Amerika um sich dort ein besseres Leben aufzubauen.

Was aus diesen Träumen wird erzählt dann der nachfolgende Band Ein rundherum tolles Land den ich aber noch nicht gelesen habe. Ich denke das wird Herbstlektüre.

Johann Wolfgang von Goethe: Faust

Ein hochgebildeter Doktor in allen Studiengängen der sich immer noch für dumm und unwissend hält, ein teuflischer Dämon in Pudelgestalt und ein Pakt zwischen den beiden von dem sich der Gelehrte endlich die große Erkenntnis erhofft. Was hier klingt wie der Beginn eines kuriosen Fantasyromans ist das Thema des wohl wichtigsten und bekanntesten Werkes der deutschen Literatur. Kaum einer hats gelesen und doch kennt jeder (Vorsicht: Übertreibung) annähernd die Hälfte des Textes als Zitate und „geflügelte Worte“. Aber der Reihe nach:

Doktor Faust hat so ziemlich alles studiert was man studieren kann, von Jura bis zur Medizin. Trotzdem ist er unzufrieden weil er trotz aller Studiererei immer noch nicht das tiefste Wesen der Dinge erkannt hat und das „was die Welt im innersten zusammen hält“, daher hat er sich zuletzt der Magie zugewandt. Er sucht nach einer Art Weltformel wie auch heutige Wissenschaftler wie Stephan Hawking. Bei einem Spaziergang läuft ihm ein Pudel zu der ihm bis nach hause folgt, dort verwandelt sich der Hund in den Teufel Mephistopheles. Er schlägt Faust einen Pakt vor, verspricht ihm zu dienen, allerdings muss Faust widerrum dem Teufel dienen wenn die Zeit gekommen ist.

Im Gefolge dieses Dämons verlässt Faust nun die Studierzimmer die ihm nichts mehr zu bieten haben und stürzt sich in ein Leben voll Lust und Leidenschaft, besucht mit Mephisto Kneipen in denen der Teufel Wein und Feuer aus den Tischplatten regnen lässt, sie reisen zum Brocken in der Walpurgisnacht wo Faust mit Hexen und mit Lilith, der verstoßenen dämonischen ersten Frau Adams tanzt. Und nicht zuletzt verführt Faust mit Mephistos Hilfe die brave Margarete die er damit aus ungebändigter Liebe in Schande stürzt. Im Finale tötet Faust einen Nachtwächter der sich als Margaretes Bruder herausstellt, versucht mit Mephistos Hilfe Grete aus dem Gefängnis zu befreien, sie wird aber von einer anderen Macht vor Mephistos Einfluss gerettet und Faust muss ohne sie dem Teufel folgen.

Eine interessante Story eigentlich, allerdings für uns heute nicht ganz so leicht zu lesen da sie als Theaterstück und komplett gereimt geschrieben ist.Wer davor nicht zurück schreckt sollte sich einfach mal dran versuchen. Vor allem von den ersten beiden Szenen sollte man sich nicht entmutigen lassen, man kann sie auch erst mal überspringen da sie mit der Geschichte nicht direkt was zu tun haben. Man kann also gleich mit dem „Prolog im Himmel“ beginnen in dem der Teufel mit Gott wettet, dass er es schafft den Faust auf seine Seite zu ziehen.

Wer war Doktor Faust?

Erst mal vorweg: Faust hat tatsächlich gelebt, man weiß nicht viel über ihn und das dann meist auch nicht so genau.  Vor allem Jahr und Ort seiner Geburt sind umstritten, am wahrscheinlichsten ist aber wohl dass er 1466 in Helmstadt bei Heidelberg als Georg Faust geboren wurde und an der Universität Heidelberg von 1483 bis 1487 studiert hat.

Nach dem Studium wanderte er als Johann Faust umher und verdiente sein Geld wohl als Arzt, Alchemist, Wahrsager, Doktor der Philosophie und vieles mehr. Als Arzt erntete er durchaus auch Lob für seine Fähigkeiten, aber oft wurde er nur als Hochstapler und Scharlatan angesehen. Vor allem die Kirche hatte er zum Feind, die ihn der Gotteslästerung beschuldigte und einen Pakt mit dem Teufel vermutete. Für viele anerkannte Ärzte und Gelehrte war er vor allem unliebsame Konkurrenz.

Die wissenschaftliche Arbeit die ihn mit der Kirche aneinander geraten ließ soll ihm schließlich den Tod gebracht haben: Laut der Überlieferung hat sich im Jahr 1540/1541 bei alchemistischen Experimenten zu Herstellung von Gold Doktor Johann Faust im „Hotel zum Löwen“ in Staufen in die Luft gejagt. Sein Körper war durch die Explosion so deformiert dass schnell das Gerücht entstand dass sich der Teufel bei seinem Tod seine Seele geholt hat.

Faust in Literatur und Theater

Schon recht früh nach seinem spektakulären Tod wurden die ersten Schriften über Doktor Faust verfasst, er kam darin nicht gut weg, wurde als Scharlatan und Schwarzmagier beschrieben. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen mit der Religion gebrochen und sich selbst über Gott und den Glauben gestellt zu haben. Auch ins früher sehr beliebte Puppenspiel und auf Wanderbühnen wurde Faust übernommen, er trat dort meist als eine Art Narr und Bösewicht auf.

In der ernsteren Literatur wurde er später viel positiver dargestellt, auch bei Goethe verbündet er sich zwar mit dem Teufel aber aus verständlichen und nicht verwerflichen Gründen. Sein Zwiespalt zwischen Glaube, Sitte und Anstand und dem Wunsch nach Wissen und Erkenntnis wird zum Hauptthema und er selbst zum Opfer der Verführungen des Teufels.

Sylvia Kaffke: Das rote Licht des Mondes

Lina Baumeister ist ihrer Zeit voraus. Sie ist ein unverheiratetes Mitglied einer angesehenen Ruhrorter Familie. Die Geschichte fängt an mit einem schrecklichen Mord an 2 kleinen Mädchen, die Lina auf ihrem Weg nach Hause findet. Die Ereignisse überschlagen sich und es passiert ein Mord nach dem anderen. Eigentlich bin ich nicht so ein Freund von regionalen historischen Romanen weil mir die Region in den meisten Büchern viel zu sehr im Vordergrund steht, nicht so in diesem Buch hier reiht sich die Beschreibung der Region harmonisch in die Geschichte ein. Die Autorin gibt dem Leser ein eindrucksvolles Bild der Lebenswirklichkeit Ruhrorts im Jahre 1850 und wie sehr sich die Lebensplanung Lina Baumeisters von der anderer Frauen zu ihrer Zeit unterscheidet.

Wenn ich jetzt die Harmoniestraße, Fabrikstraße und die Karlstraße sehe kann ich Lina vor meinem geistigen Auge sehen, wie sie durch diese Straßen wandelt.

Für dieses Buch kann ich eine absoluten Leseempfehlung aussprechen und in nicht allzu langer Zeit gibt es einen Fortsetzung des Romans.

Das rote Licht des Mondes ist bei Wunderlich erschienen.